Wird die Brille jemals veraltet sein?

In einer Zeit, in der die Technologie sprunghaft voranschreitet fragen sich viele Menschen, ob die Brille irgendwann überflüssig wird. Die Antwort auf diese Frage ist: Nein. Brillen gibt es schon seit Jahrhunderten und sie werden auch in den kommenden Jahren ein wichtiges Hilfsmittel in unserem Leben sein.

Trotz der Fortschritte in der Augenchirurgie und bei Kontaktlinsen ist die Brille oft der schnellste und sicherste Weg, um Sehschwächen zu korrigieren. Im Laufe der Jahrzehnte ändern sich Ihre Werte, oft auch nach einer Operation. Auch wenn Sie die Zeit, in der Sie Ihre Brille tragen, genießen können, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie aufgrund der großen Brillengläser im Vergleich zu Ihrer Hornhaut oder Ihren Kontaktlinsen eine Art Kompromiss eingehen müssen.

Das Risiko für Infektionen ist bei einer Brille im Vergleich zu Kontaktlinsen so gut wie nicht vorhanden. Und wenn Sie Ihr bisheriges Seherlebnis nicht mögen haben Sie eine Menge Brillengläser zur Auswahl. Die meisten Menschen lernen dies, wenn sie eine Altersweitsichtigkeit bekommen und eine Art von Lesebrille benötigen. Selbst die billigen Brillengläser bieten dem Träger ein weitaus besseres Seherlebnis als eine multifokale Kontaktlinse.

Vielleicht finden Forscher einen Weg, damit die Menschen bessere Möglichkeiten zur Wiederherstellung der normalen menschlichen Sehkraft haben. Eine der vielversprechendsten wird in den folgenden Absätzen besprochen. Sie ist eine völlig neue Perspektive wenn es um die Korrektur von Sehfehlern geht.

Welche Technologie könnte Brillen überflüssig machen?

Sehprobleme sind sehr häufig, daher wird viel Wert darauf gelegt neue Lösungen für alte Probleme zu finden. Wie wäre es wenn Sie Augentropfen verwenden könnten und Ihr Sehvermögen würde sich verbessern? Derzeit testet die Firma Orasis Pharmaceuticals ihre CSF-1-Augentropfen, die eine vorübergehende Linderung und Umkehrung der Weitsichtigkeit bieten.

Die Studien wurden an Tieren mit vielversprechenden Ergebnissen durchgeführt. Obwohl die Firma noch einen langen Weg vor sich hat um zu beweisen, dass die Augentropfen auch für Menschen verwendet werden können. Das Konzept ist jedoch nicht neu. Viele Menschen haben im Alter eine viel kleinere Pupille als ihre jüngeren Mitmenschen. Wenn die Pupille extrem klein ist sind ältere Menschen oft in der Lage, ohne Brille zu lesen und in die Ferne zu sehen.

Dieser Lochblenden-Effekt ist genau das, was Augentropfen beim Menschen erreichen sollen. Auf diese Weise will Orasis eine Alternative zu Gleitsichtbrillen und multifokalen Kontaktlinsen oder Operationen schaffen. Die Bestandteile eines solchen Effekts sind nicht neu, aber diese Perspektive ist für viele Menschen mit Altersweitsichtigkeit sehr interessant.

Es ist ziemlich aufregend diese Entwicklungen zu sehen. Lochblenden wurden in der Vergangenheit bereits verwendet um schwierige Fälle von Refraktionsfehlern zu korrigieren. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Die erwähnten Alternativen, die eine Brille überflüssig machen könnten, sind ziemlich auf die Alterssichtigkeit beschränkt, wenn es um die Erforschung von Orasis geht oder um eine Operation, die zu einer Verbesserung von starken Abbildungsfehlern führen würde, die nur wenige Menschen haben. Aber was ist mit den typischen Problemen wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung? Viele Menschen haben diese Probleme und das Folgende könnte verwendet werden, um sie zu korrigieren.

Es nennt sich Orthokeratologie. Das ist eine Kontaktlinse, die man nur im Schlaf tragen muss und tagsüber ohne Kontaktlinsen oder Brille ganz klar sehen kann. Aber der Effekt nimmt im Laufe des Tages ab. Eine gute Lösung wäre also die Hornhautstrukturen zu stabilisieren, um die Linsen irgendwann ganz loszuwerden.

Genau das haben Dr. El Hage und Dr. Seiler in ihrer Pilotstudie getan, in der der Einsatz von Riboflavin Crosslinking und Orthokeratologie zur Behandlung von Kurzsichtigkeit untersucht wurde.

Derzeit wird Riboflavin in Kombination mit UVA-Licht zur Stabilisierung der Hornhautstrukturen eingesetzt und ist daher in der Keratokonusbehandlung weit verbreitet. Bei Patienten mit Keratokonus kommt es oft zu starken Schwankungen der Werte, so dass eine Stabilisierung oft die Verschlechterung der Hornhaut verlangsamt.

In Kombination mit Ortho K könnte diese bereits weit verbreitete Behandlung in Zukunft eine Lösung sein, die eine Brille tatsächlich überflüssig machen könnte. Als Optiker glaube ich nicht das die Brille in naher Zukunft verschwinden wird. Kontaktlinsen machen immer noch zu viele Probleme, besonders wenn die Träger über vierzig Jahre alt sind und der Tränenfilm nicht mehr so gut ist wie beispielsweise in ihren Zwanzigern.

Ich habe allein Hunderte von Ortho-K-Anpassungen durchgeführt, und obwohl sie für viele Menschen eine gute Lösung sind, wechseln sie oft nach ein paar Jahren zurück zur Brille. Die Optik bei Tag und Nacht in Kombination mit keinem Fremdkörpergefühl ist einfach unvergleichlich, wenn es um die Alternativen geht.

Zu der Einfachheit der Brille und ihrer guten Wirkung kommt noch der Faktor Zeit und Kosten, um eine Sehhilfe für Menschen herzustellen. Die erwähnten Studien waren sehr klein und die meisten Menschen wollen einfach nur, dass das Problem innerhalb weniger Tage behoben wird. Mit einer Brille ist dies einfacher möglich. Bei komplizierten Sehproblemen kann es hingegen sehr viel länger dauern, bis sie mit Kontaktlinsen oder sogar einer Operation richtig korrigiert sind.

Aber natürlich ist alles, was in diesem Artikel besprochen wird, eine voreingenommene Meinung eines Augenoptikermeisters. Alles, was ich machen kann ist das, was bis heute erreicht wurde, um Brillen überflüssig zu machen. Und derzeit steigt die Nachfrage. Vielleicht erleben wir in den nächsten Jahren einen Durchbruch in der Technologie, der diesen Effekt umkehrt. Wir werden sehen. Die Technologie entwickelt sich schnell und ich kann es kaum erwarten, neue Lösungen zu sehen.

Einige der sogenannten Lösungen die der Brille Konkurrenz machen sollen sind alt, haben sich aber in letzter Zeit im Internet herumgesprochen, wie zum Beispiel Augenübungen. Aber die Durchführung von Augenübungen wird die meisten Ursachen, die eine Brille erforderlich machen, nicht beseitigen – nämlich Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung und Altersweitsichtigkeit.

Obwohl viele Leute gerne glauben würden das dies funktioniert habe ich noch nie eine Person gesehen, bei der eine Refraktion durchgeführt wurde und eine Verbesserung in Bezug auf ihre Sehschärfe messbar war.

Fazit

Brillen werden nicht in naher Zukunft und auch nicht in den nächsten Jahrzehnten überflüssig sein. Sie sind ein einfaches, sehr vielseitiges Produkt, das sich sehr gut an die Sehbedürfnisse des Trägers anpassen lässt. Sie liefern in den meisten Fällen eine optimale Optik und sind weniger abhängig vom Zustand des Tränenfilms als es Kontaktlinsen sind.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

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