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Was ist Tinnitus?
Tinnitus ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Ein Rauschen oder Pfeifen, ein heller Ton, der in der Regel nur von Ihnen selbst gehört werden kann. In seltenen Fällen ist der störende Ton für Außenstehende mit Hilfe eines Stethoskops hörbar. Viele Menschen haben diese Ohrgeräusche, sind jedoch keineswegs beeinträchtigt oder leiden unter dem Pfeif- oder Rauschton. Ihr Tinnitus wird in eine von vier Kategorien eingeteilt: Grad 1 Ein Ohrgeräusch ist vorhanden, aber gibt es keinen Leidensdruck.Grad 2 Hier wird der Tinnitus zeitweise als Belastung im Alltag wahrgenommen. Betroffene kommen in Ihrem Alltag gut klar, empfinden jedoch unter stärkerem Stress die Ohrgeräusche als störend und lauter.Grad 3Im dritten Grad in der Einteilung zeigen sich Belastungen, die Ihre Leistungsfähigkeit im Alltag und im Berufsleben beeinflussen. Sie leiden unter den Ohrgeräuschen und der damit einhergehenden eingeschränkten Lebensqualität.Grad 4Beim vierten Grad kommt es zu schweren Einschränkungen im Beruf und im privaten Umfeld. Es liegt oft eine Arbeitsunfähigkeit vor.
Die zwei Arten des Tinnitus: subjektiv vs. objektiv
Bei einem objektiven Tinnitus gibt es eine Quelle, die von Außenstehenden gehört werden kann. Hier könnte die Ursache beispielsweise eine Durchblutungsstörung sein. Diese könnte das fließende Blut am Ohr hörbar machen. Aber auch Funktionsstörungen des Mittelohres oder Tumore können den störenden Ton hörbar machen. In über 99 % der Fälle liegt ein subjektiver Tinnitus vor. Das bedeutet, dass es keine Quelle am Körper gibt, die den störenden Ton direkt auslöst. Der folgende Artikel befasst sich überwiegend von der Entstehung und dem Umgang mit einem subjektiven Tinnitus.
Wie entsteht Tinnitus?
Lange Zeit wurde davon ausgegangenen, dass die störenden Töne durch das Innenohr selbst ausgelöst werden. In Folge der Entstehung im Innenohr (so nahm man an) wird der Ton dann über den Hörnerv zum Gehirn weitergeleitet und dann als störender Ton verarbeitet. Selbst nach ein Operation, bei der der Hörnerv durchtrennt wurde (die in Folge zur Ertaubung führt) blieb der Tinnitus vorhanden. Er entsteht nämlich nicht im Innenohr, sondern durch Überaktivität im Gehirn.
Was passiert bei Tinnitus im Ohr, wenn die Ursache doch meist im Gehirn liegt?
Gerade bei Menschen mit einem Hörverlust tritt Tinnitus häufiger auf. Im Innenohr sind Nervenzellen vorhanden, die bei einem Hörverlust beschädigt sein können. Wenn eine Beschädigung der Nervenzellen vorliegt, kann das Gehirn deren Reize nicht mehr empfangen. In Folge der fehlenden Reize bildet das Gehirn „Anpassungstechniken“ die das Fehlen der ankommenden Töne ausgleichen soll. Hier entsteht die Überaktivität des Gehirns und somit störende Töne.
Was kann einen Tinnitus begünstigen?
Der Allgemeine Gesundheitszustand
Entzündungen, des Ohres oder im Nasennebenhöhlenbereich können zur zeitweisen Verschlechterung des Hörens und auch zu Ohrgeräuschen beitragen. Eine simple Erkältung kann Ihr Mittelohr beeinflussen und somit auch zu Ohrgeräuschen führen. Sobald diese dann abgeklungen ist verschwinden auch die Ohrgeräusche wieder, die mit der Erkältung einhergingen.
Eine Schädigung des Gehörs kann einen Tinnitus beeinflussen
Ein schlechteres Gehör weist oft in Kombination einen Tinnitus auf. Gerade die Bereiche in in denen der Tinnitus auftritt, weisen oft den größten Hörverlust auf.
Stress – Und wie Sie mit ihm Umgehen, kann Ihr Ohrgeräusch beeinflussen
Dauerstress und Ihr genereller seelischer Zustand können zu einem Ohrgeräusch führen. Mir persönlich geht es so. In Phasen, in denen alles zusammen kommt und ich extrem eingebunden bin, höre ich meinen Tinnitus. Hier kommt es sehr stark auf Bewältigungsstrategien an, die Sie weiter im Text finden. Oft sind es nämlich einfache Mittel, die den Stress reduzieren und die Konzentration aufs Wesentliche lenken.
Medikation
Nebenwirkungen in Folge einer Einnahme von Medikamenten können Ihr Ohr und das Hören negativ beeinflussen und die Entstehung eines Tinnitus begünstigen. Falls Sie vermuten, dass ein Ohrgeräusch in Folge einer Medikamenteneinnahme entstanden ist, reden Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber. Er wird Ihnen mit Rat zur Seite stehen.
Welchen Arzt Sie bei Tinnitus aufsuchen sollten:
Wie oben beschrieben ist Tinnitus ein Symptom. Und dieses Symptom kann in Begleitung folgender Einschränkungen und Krankheiten aufkommen:
- seelischen Zustand
- ein Hörverlust
- Kieferfehlstellungen
- Zahnbeschwerden
- Tumor am Hörnerv
- Dysbalancen im Hals-, Nackenbereich
- Schwindel (Menière Krankheit)
- Depression
- Bluthochdruck
- Rückenschmerzen / Fehlstellungen
Dementsprechend gibt es die Möglichkeit bei Tinnitus folgende Ärzte zu besuchen:
Wann Sie bei aufkommenden Ohrgeräuschen einen Arzt aufsuchen sollten
Das Aufkommen mehrerer oder eines störenden Tones sollte innerhalb der ersten 48 Stunden von einem HNO-Arzt kontrolliert werden. Es ist kein Notfall, sollte allerdings trotzdem ernst genommen werden. Durch zeitnahes Reagieren haben Sie eine bessere Chance, dass der Tinnitus wieder verschwindet.
Was Sie gegen Ihre Ohrgeräusche unternehmen können:
Tinnitus Apps
Die Appstores haben ein riesiges Angebot. Auch für Betroffene von bestimmten Symptomen und Krankheiten. Ebenso für Tinnitus. Es gibt viele Anwendungen, die ähnlich arbeiten wie spezielle Tinnitus Programme in bestimmten Hörgeräten. Hier ist es wichtig, dass eine exakte Messung wie sich der störende Ton anhört und wie deutlich dieser zu hören ist. Dies kann nur über eine kalibrierte Messanlage mit entsprechenden Kopfhörern vollzogen werden. Da Ihr Smartphone nicht über solch eine Technik verfügt, macht es jede Einstellung sehr ungenau. Das Ärzte Fachblatt 2018 schrieb hierzu „viele Chancen, wenig Evidenz“. Nichtsdestotrotz finden wir das Thema sehr interessant und werden es weiter verfolgen.
Einer der wenigen Ausnahmen, die von einigen HNO Ärzten empfohlen und verschrieben wird, ist die App Tinnitracks. Hier wird im Vorfeld durch den HNO-Arzt die genaue Tinnitus Frequenz bestimmt. Mitglieder der Techniker Krankenkasse, die für diese App infrage kommen, erhalten eine Jahreslizenz auf Kosten der Techniker Krankenkasse. Diese App filtert die störende Tonfrequenz aus Ihren Lieblingsmusikstücken und das Anhören Ihrer Musik ist dann bereits die Therapie. Tinnitracks bietet für den größten Therapieerfolg übrigens in Zusammenarbeit mit Sennheiser bestimmte Kopfhörer an. Nicht jeder Kopfhörer ist für Tinnitracks geeignet.
Meditation und die Priorisierung eines gesunden Lebensstils
Im Alltag geht es oft drunter und drüber. Viele der Betroffenen von Ohrgeräuschen berichten von viel Stress im Alltag oder bringen diesen in Verbindung mit dem ersten Aufkommen des Ohrgeräusches in Verbindung. Hier hilft es oft Zeiten für sich und einen gesunden Lebensstil einzuplanen. Mentales Abschalten und Entspannen durch Sport oder Meditation sind Gold Wert beim Abbau von Stress. Ziemlich wahrscheinlich ist das nichts Neues für Sie, die Umsetzung jedoch eventuell schon. Beginnen Sie in kleinen Schritten. Fünf Minuten täglich und das konsequent. Sie werden die Effekte auf jeden Fall spüren. Des Weiteren sollten Sie eine Umsetzung planen, die Sie ganz leicht und schnell in Ihren Alltag integreren können und für Sie realistisch ist. Für die Meditation nutze ich beispielsweise Apps wie Headspace, die Sie durch den Ablauf einer Meditation führen.
Welchen Sport Sie bei Tinnitus machen sollten
Allgemein gesprochen sind Sportarten sehr geeignet, die Ihren Kreislauf in Schwung bringen und das über eine längere Zeit.
- Joggen
- Fahrradfahren
- Walking
- Schwimmen
Das sind nur allgemeine Aussagen. Die Frage ist immer was funktioniert für Sie. Was macht Ihnen Spaß und was können Sie auf lange Sicht einfach machen? Bei mir persönlich ist es eine kleine Runde Krafttraining in der Mittagspause. Nichts brachte mir so eine tiefe Entspannung und ließ sich zudem so konsequent umsetzen wie das gute alte Fitnessstudio. Aber die Frage war ja was für Sie funktioniert. Und deshalb ist meine persönliche Empfehlung: Probieren Sie verschiedene Wege aus und kommen Sie in die Umsetzung. Lieber heute als Morgen. Und lieber ein kurzer Spaziergang als eine geplante Laufeinheit, die nicht umgesetzt wird. Machen Sie es sich einfach. Und machen Sie es einfach.
Tinnitus Retraining Therapie
Die Tinnitus Retraining Therapie (kurz TRT) beginnt mit einer gründlichen Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Sie nutzt die Anpassung von speziellen Hörgeräten (Noiser oder Masker). Der Sinn dahinter ist, dass Sie von Ihrem störenden Tinnitus Geräusch durch beispielsweise ein Rauschen abgelenkt sind. Sie schenken dem Tinnitus im Alltag in Folge der TRT, also am besten keine Aufmerksamkeit mehr.
Eine Kostenübernahme der Tinnitus Retraining Therapie durch Ihre Krankenkasse
Ob eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse stattfindet, hängt davon ab, ob Ihr HNO-Arzt die Tinnitus Retraining Therapie verordnet und wie hoch Ihr Hörverlust ist.
Erfolgsaussichten der Tinnitus Retraining Therapie
Bei der TRT empfindet ein Großteil ca. 60 % der Patienten eine Verbesserung des Tinnitus. Ein Drittel hingegen empfindet keine Änderung. Des Weiteren könnte es auch zu einer Verstärkung der Beschwerden kommen. Ca. Zehn Prozent empfinden eine Verstärkung Ihres Tinnitus.
Hörtherapie und die Tinnituszentrierte Musiktherapie
Das Hinhören und die Konzentration auf das Rascheln der Blätter am Boden oder das Vogelgezwitscher sind Teil bestimmter Therapien. Diese Behandlungsmethoden führen die Aufmerksamkeit weg vom Tinnitus hin zur Umgebung. Es werden hierzu verschiedene Geräusche des Alltags oder Instrumente verwendet. Dabei geht es nicht ausschließlich um Konzertration und Focus, sondern zusätzlich um die Entspannung. Denn diese muss oft wieder erlernt werden, da gerade Betroffene mit störenden Ohrgeräuschen das Abschalten im Alltag vergessen.
Meiden Sie die Stille
Sie können durchaus Musik oder ein Hörbuch hören. Die Musik, Umweltgeräusche oder die Sprache können eine wunderbare Ablenkung sein. Viele Apps bei Hörbüchern besitzen eine Schlaftaste, die sich automatisch nach einiger Zeit abschalten. So können Sie abgelenkt ganz sanft in den Schlaf driften, ohne sich in der Ruhe auf Ihre Ohrgeräusche zu konzentrieren. Auch ein kleiner Zimmerbrunnen kann mit seinem Hintergrundgeräusch schon für ausreichend Ablenkung sorgen.
Die Anpassung von Hörgeräten bei Tinnitus
Auch eine Anpassung von Hörgeräten kann nicht nur dazu führen, dass Ihr Hörverlust ausgeglichen wird, sondern auch vom Tinnitus ablenken. Sie nehmen nach einer Anpassung von Hörgeräten wieder Klänge wahr, die Sie schon längere Zeit nicht mehr hörten. Das kann schon ausreichen,um dem Ohrgeräusch keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.
Fazit:
Ihr Ohrgeräusch kann wie beschrieben viele Ursachen haben. Bei der Kombination verschiedener Therapien und Strategien aus folgenden Punkten lassen sich oft die besten Ergebnisse erzielen:
- Aufklärung rund um das Thema Tinnitus
- Ein gesunder und aktiver Lebensstil mit Bewegung und bewusster Entspannung
- Eine Anpassung von speziellen Hörgeräten
- Psychotherapie
Ihre Konzentration abzulenken von dem störenden Geräusch ist oft das Ziel. Teilweise wird Ihr Ohrgeräusch dadurch leiser. In einigen Fällen kann er auch wieder ganz verschwinden. Es ist wichtig für Sie, dass Sie sich informieren, sich mit anderen Betroffenen austauschen. In den meisten Fällen ist der Tinnitus übrigens harmlos. Zudem sind die Chancen auf Besserung durch verschiedene Therapieansätze außerordentlich gut. Sie sollten aber auf jeden Fall zur medizinischen Abklärung die Ärzte Ihres Vertrauens aufsuchen. Nur so lassen sich bestimmte Krankheitsbilder verlässlich ausschließen. Weiterführende Links:https://www.tinnitus-liga.de/index.php https://www.dzm-heidelberg.de/tinnitusambulanz/ https://play.google.com/store/apps/details?id=com.getsomeheadspace.android&hl=de