Warum kann eine Brille meine Fehlsichtigkeit nicht korrigieren?

In diesem Artikel geht es darum, woran es liegen kann, wenn die Brille einfach nicht passen will und das Sehen nicht der Erwartung des Trägers entspricht. Viele Betroffene wechseln den Optiker immer wieder und verlieren unnötig Geld und Zeit. Dieser Artikel soll Ihnen einen Rahmen bieten, um zu erkennen, ob der Optiker die richtige Herangehensweise hat, um ein Problem zu lösen, das außerhalb seiner Standardtätigkeit liegt.

Ein klassisches Problem entsteht beispielsweise, wenn einfach nur der Sehtest gemacht wird und dann nicht richtig kommuniziert wird, was erwartet werden kann. Viele Kunden denken, dass alle Optiker praktisch die gleichen Messungen durchführen. Doch das ist falsch. Die Prozesse sehen zwar sehr ähnlich aus, aber was dabei geprüft wird, kann sehr unterschiedlich sein.

Deshalb sind manche Optiker nur auf bestimmte Standard-Prozesse ausgerichtet und geschult und sind nicht in der Lage, Auffälligkeiten zu erkennen oder gar zu korrigieren. Hierfür möchte ich Ihnen ein Beispiel geben.

Es gibt beispielsweise Kunden, die mit einer Brille einfach nicht gut sehen können. Der Grund ist, dass bei diesen Menschen die Hornhaut (der transparente Teil vorne am Auge) unregelmäßig stark gekrümmt ist. Das kann man mit einer Brille nicht richtig auskorrigieren, weil das Brillenglas nur gleichmäßige Krümmungen ausgleichen kann. Mithilfe von speziellen Kontaktlinsen geht das aber.

Wenn jedoch der Optiker nicht gut genug im Bereich Kontaktlinse geschult ist, kann er nicht erkennen, wann er direkt auf eine Kontaktlinse in der Beratung wechseln sollte. Er macht einfach, was er immer macht. Der Optiker wirkt eventuell sogar sehr zuversichtlich, bis die Brille dann fertig angefertigt wurde und das Ergebnis nicht der Erwartung des Kunden entspricht.

Wenn der Kunde jetzt den nächsten Optiker aufsucht und der die gleichen Prozesse durchführt, wird wieder nur eine unpassende Brille angefertigt. Die Wahl des Kunden muss also auf einen spezialisierten Optiker fallen, der Zugriff auf ein sehr breites Produktportfolio hat.

Zudem muss das Wissen und der Erfahrungsschatz groß sein, damit der Optiker mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit abschätzen, was zu Ihnen passt. Teilweise wird das zu einer Lösung für Ihr Sehproblem führen, die Sie nicht erwarten würden. Lesen Sie weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Wie erkenne ich, ob der Optiker mein Problem versteht?

Der Optiker muss den Wunsch des Kunden verstehen und das Auge betrachten und vermessen, bevor er eine Empfehlung herausgibt. In vielen Fällen werden sich die Augen nicht einmal angesehen und trotzdem wird eine Empfehlung gegeben.

Ein solcher Optiker ist dann auch im Glauben, bereits alles getan zu haben. Doch viele Optiker kennen sich nicht mit der Messtechnik aus. Zudem wissen viele Optiker nicht, wo die technischen Grenzen liegen, weil eigentlich nicht wirklich viel Interesse am Beruf besteht.

Hier sind jetzt die Fragen, die Sie sich stellen sollten, um zu wissen, ob der Optiker Ihr Problem versteht:

  • Nimmt der Optiker sich Zeit für Sie?
  • Betrachtet der Optiker mithilfe verschiedener Messtechnik Ihre Augen und erklärt er Ihnen, wo evtl. Probleme entstehen könnten?
  • Kommuniziert der Optiker offen, wo die Grenzen des Machbaren liegen?
  • Kann der Optiker die Ursache des Problems eingrenzen und Lösungsvorschläge anbieten?
  • Ist der Optiker mit Ihrer Problematik beim Sehen vertraut?

Bei der richtigen Herangehensweise werden die Bestandteile des Auges im Einzelnen betrachtet und auf Auffälligkeiten begutachtet. Mit jedem einzelnen betrachteten Element des Auges ergibt sich ein komplettes Bild für den Augenoptiker. Jedes Auge muss für sich und auch im System, im Zusammenspiel der Augen, der Augen und der Brille und der Umwelt betrachtet werden.

Beispielsweise können dafür verschiedene Tests zum Einsatz kommen:

  • Spaltlampe Betrachtung des Tränenfilms
  • Betrachtung des Auges auf Zelldefekte
  • Motilitätstest
  • Placido Topographie
  • Tomographie
  • Screenings wie der Amsler Test
  • Refraktion jedes Auges für sich
  • Refraktion der Augen im Zusammenspiel (mit Polarisation)

Die Liste an Tests ist nicht vollständig und kann sich je nach Verlauf der Messungen ändern, ergänzt oder gekürzt werden. Das bedeutet, dass wir nicht selten bis zu einer Stunde im Messraum mit unseren Kunden sind.

In einigen Fällen bedeutet das auch, dass die Kunden mehrmals zu uns kommen an verschiedenen Tagen, um Schwankungen auszuschließen oder den besten Mittelwert zu ermitteln, weil die Brillenwerte schwanken.

Das kann beispielsweise an Diabetes, der Schilddrüse oder einem trockenen Auge liegen. Hier kommen während der Messung sehr viele Dinge zusammen. Obwohl alle Optiker diese Dinge während Ihrer Ausbildung und Meisterschule erklärt bekommen, fällt es Ihnen schwer, Zusammenhänge zu bilden und Muster zu erkennen, um die richtigen Schlüsse und Empfehlungen abzuleiten.

Hier habe ich die klassischen Fehler zusammengefasst, die zu einer Brille oder Kontaktlinse führen, die einfach nicht passen will.

Kommt bei mehrfachen Messungen das gleiche Ergebnis heraus?

  • Das Sehen funktioniert mit der Messbrille während der Testung, aber nicht mit der angefertigte eigenen Brille.
  • Schon während der Messungen wird klar, dass kein gutes Seh-Ergebnis erwartet werden kann.
  • Der Optiker tut das Gleiche wie jeder andere und glaubt zu einem besseren Ergebnis kommen zu können.
  • Der Wunsch des Kunden, bei einer Lösungsmöglichkeit zu bleiben, limitiert das Ergebnis.
  • Das technische Verständnis des Optikers limitiert den Kunden in seiner Auswahl.

Die Vergleichbarkeit der Messungen – oder wann man mit der neuen Brille warten sollte

Optiker und Augenärzte messen den bestmöglichen Wert, während Sie in der Messung sitzen. Leider haben einige Kunden allerdings schwankende Werte. Wie kriegt man das heraus? Man misst mindestens zweimal bei Kunden, die Auffälligkeiten aufweisen. Manche dieser Auffälligkeiten zeigen sich während des Vorgesprächs und andere während der Betrachtung des Auges.

Viele Leute haben Probleme mit trockenen oder tränenden Augen. Das kann zu einem temporären Fehler von bis zu zwei Dioptrien führen. Viele der Betroffenen sind sich dessen gar nicht bewusst. Ein einfacher Test bringt hier Klarheit. Blicken Sie auf eine LED Anzeige (eine Uhr mit heller Schrift und dunklem Hintergrund) mit einem Auge und zwinkern Sie mehrmals über einen Zeitraum von 30 Sekunden. Der Blick bleibt stets auf die LED Anzeige gerichtet.

Links ist das Bild normal zu sehen, während sich in der Mitte und rechts Unschärfen um die LED Anzeige zeigen.

Wenn sich das Bild verändert und sich die Konturen der LED Anzeige unterschiedlich abzeichnen, werden Sie höchstwahrscheinlich auch leichte Schwankungen im Sehen haben. Die ausgemessene Hornhautverkrümmung kann sich dann während der Messung ändern. Praktisch mit jedem Wimpernschlag.

Wenn der Optiker sich das Auge vorher angesehen hat, wird er an dem Tag keine Brille empfehlen, sondern eine Lidpflege. Nach mehreren Wochen sollte nochmals geschaut werden, um zu erkennen, wie der Tränenfilm aussieht.

Bei uns kommt es auch vor, dass Kunden aber sagen: „Ich will aber nicht öfter kommen. Ich will einfach eine Brille bestellen“. Bei einer einzigen Messung und einem instabilen Tränenfilm kann man nicht vorher wissen, inwieweit die Brillenwerte Schwankungen unterliegen. Der Ansatz ähnelt einem Schuss in Blaue.

Hier ist oft der limitierende Faktor der Wunsch des Kunden in Kombination mit geringem Verständnis für die Optik. Wir sprechen dann nochmals an, dass mehrere Messungen besser sind und zeigen die Ursache dafür. Das Gespräch bei mangelndem Verständnis läuft dann so:

Kunde: “Mehrere Messungen habe ich noch nie gebraucht. Die Brille hat immer gepasst mit einer Messung.” Optiker: “Das glaube ich Ihnen, allerdings verändert sich das Auge und der Tränenfilm wird mit dem zunehmendem Alter eher schlechter und instabiler. Andere Gegebenheiten führen dann zu anderen Ansätzen. Mehrere Messungen sind also jetzt besser”

Kunde: ”Ich bestelle einfach heute die Brille”

Besser wäre es gewesen, mehrere Messungen zu haben. Davon ausgehend kann der Optiker den Wert dann wählen, bei dem Schwankungen eher vertragen werden können. Ein Beispiel zeigt Ihnen das folgende Bild:

Das Bild zeigt vereinfacht, dass die Weitsichtigkeit schwankt. Jetzt gibt es stärkere und schwächere Messwerte an unterschiedlichen Tagen. Im Mittel gilt es jetzt eine Brillenglasstärke auszuwählen, bei der das Sehen MÖGLICHST entspannt funktioniert und die Sehleistung aber nicht durch ein zu starkes Brillenglas in der Ferne milchig wird. Sie sehen, dass es einen besonders starken Wert gibt und einen besonders schwachen. Der ganz starke Wert und der ganz schwache Wert ist falsch. Beider Werte aber helfen zu verstehen, wie groß die Schwankungen sein könnten. Weniger falsch ist ein Mittelwert. Ich sage absichtlich weniger falsch, weil die Brille ja nur auf einen Wert optimal eingestellt werden kann. Und wenn es generell schwankt, muss es zwangsläufig hin und wieder ein wenig schlechter werden. Aber es geht darum, eine Lösung zu produzieren, die funktioniert. Die Darstellung ist stark vereinfacht und bezieht sich lediglich auf einen Wert bei der Versorgung mit einer Brille. Selbstverständlich können alle Werte schwanken.

Der Glaube zu Wissen kann dem Fachmann und dem Kunden den Weg zur Lösung versperren. Im Zweifel gilt, dass man lieber nochmal misst.

Optiker betrachten typischerweise die Momentaufnahme der Messung. Die wenigsten betrachten jedoch Messungen im Verlauf oder die Messungen im Ganzen und bilden Differenzbilder ab. Das funktioniert sehr schnell mit den Geräten wie einem guten Topografen.

Hier wird die Form der Hornhaut betrachtet, zu einem gewissen Zeitpunkt an einem anderen Tag wird die Messung wiederholt. Wenn man beide Messungen übereinander legt, kann man die Unterschiede herausrechnen lassen (das benötigt nur einen Klick). Solche Messungen vervollständigen das Verständnis des Optikers für Ihre Korrektur.

Diese Thematik ist jedoch kein Inhalt der Ausbildung oder der Meisterschule eines Optikers.

Wenn das Sehen mit der Messbrille funktioniert, aber nicht mit der angefertigten Brille

Die Korrektur mit der Messbrille und die eigentliche Brille unterscheidet sich in den folgenden Aspekten:

  • Zentrierung der Brillengläser vor dem Auge
  • Material der Brillengläser
  • Brillenglasdesign
  • kleinerer Durchmesser der Brillengläser

Hier ist es auch immer gut die Daten zu haben, was exakt vorher verbaut wurde und was erwartet wird. Falls es Probleme gibt, zeigen sich beispielsweise Doppelbilder, unscharfes Sehen oder Farbsäume bei der angefertigten Brille, obwohl die Probleme während der Messungen nicht aufkamen.

Alles, was Optiker tun, hat in der Regel auch Nebenwirkungen und Nachteile. Diese können sich anhand von folgenden Problemen zeigen:

  • Doppeltsehen erst beim Nutzen der Brille bedingt durch prismatische Nebenwirkungen oder mangelhafte Zentrierung
  • Farbsäume bei der Wahl des falschen Brillenglasmaterials bei hoher Sehleistung
  • Kopfschmerzen bedingt durch unterschiedlich starke Brillengläser auf beiden Augen
  • Verzerrungen durch Brillenglasdesigns oder eine Änderung der Werte
  • Mangelndes Verständnis und oder schlechte Kommunikation durch den Optiker

Brillengläser haben in der Regel überwiegend positive Eigenschaften für den Fehlsichtigen. Ein guter Optiker wird Ihnen vor der Anfertigung schon erklären können, wo die Einschränkungen für Sie mit welchem Produkt liegen.

Sie können jedenfalls nicht davon ausgehen, dass alle Optiker das Gleiche können und die gleichen Möglichkeiten in Sachen Messtechnik haben. Sie können ehrlich gesagt nichtmal davon ausgehen, dass die Messtechnik verstanden wird von dem Optiker, der sie bedient.

Zum Test sollten Sie einfach mal bitten, auf den Bildschirm des Optikers blicken zu dürfen. Fragen Sie einfach mal, was die Messung mit einem bestimmten Gerät verfälschen könnte. Ab jetzt wird es nämlich interessant. Klingt die Antwort fundiert? Oder weniger?

Die Antwort inhaltlich werden Sie als Laie nicht beurteilen können. Es geht nur darum zu erkennen, ob der Optiker nur ein Knöpfchendrücker ist oder ob er verstanden hat, Fehler zu vermeiden und Sie möglichst schnell zum Ziel zu führen.

So war es zum Beispiel 2022 bei einer Dame, die uns aus Italien kontaktierte. Sie hatte bereits mehrfach Brillen anfertigen lassen, doch sah mit allen Farbsäume. Egal welches Geschäft und welcher Optiker jeder war zuversichtlich bis das Ergebnis dann fertig war. Jedes Mal war über dem PC beispielsweise ein blauer Schatten zu sehen.

Aus bella italia 🇮🇹 angereist für mehrere Brillen.

Wir haben alles abgeklärt und ihr gesagt, dass wir das Problem lösen könnten. Sie kam dafür extra von Italien nach Deutschland. Es wurde mehrmals gemessen, um Schwankungen auszuschließen und dann wurde die Brillen angefertigt.

Das Ergebnis war ein Lächeln, Freudenstrahlen im Gesicht und direkt gingen die Daumen hoch. Super.

Hier gab es technisch eine Lösung und das Problem war gelöst. Die Augen an sich waren einwandfrei. In anderen Fällen müssen wir sagen, dass zum Beispiel eine Kontaktlinse unter der Brille getragen werden muss, um das Problem zu beheben.

Weil das direkt die technische Lösung ist und die Probleme behebt, zum Beispiel beim Doppeltsehen, wenn die Brillengläser stark unterschiedlich sind. Wenn das aber dem Kunden widerstrebt, dann bleiben die Nebenwirkungen wie sie sind. Dann bleibt das Problem auch bestehen.

Viele Kunden kommen von außerhalb zu uns. Deshalb bitten wir stets um einen Termin mit uns. Falls Sie ein Anliegen haben, und die Probleme spezieller sind, können Sie uns gerne telefonisch oder per E-Mail kontaktieren. Wir können Ihnen dann schon vorab sagen, ob es sinnvoll ist zu uns zu kommen und wie der Ablauf für Sie dann aussieht.

Wir bitten um Verständnis, dass Preisauskünfte nicht sinnvoll sind, wenn wir die Augen noch nicht komplett vermessen haben.

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