Keratokonus ist eine fortschreitende Erkrankung der Hornhaut, bei der diese sich kegelförmig verformt. Viele Betroffene glauben, dass Kontaktlinsen die Versteilung der Hornhaut verlangsamen oder gar verhindern können. Doch das ist ein Irrtum! Kontaktlinsen helfen lediglich, die Sehschärfe wiederherzustellen, indem sie die unregelmäßige Oberfläche der Hornhaut optisch ausgleichen. Die Hornhautveränderung selbst bleibt davon unberührt. Daher ist es wichtig, sich nach der Diagnose weiterhin intensiv mit dem Thema zu beschäftigen – und nicht nur Kontaktlinsen als einzigen Teil der Lösung zu sehen.
Eine wichtige Maßnahme ist beispielsweise das Crosslinking, das die Hornhautstruktur stabilisieren kann. Zudem sind regelmäßige Kontrollen beim Spezialisten notwendig, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen. In diesem Artikel erklären wir, was du über Keratokonus und Kontaktlinsen wissen musst.
Inhaltsverzeichnis
1. Kontaktlinsen und Keratokonus: Was gibt es zu beachten?
Beim Tragen von Kontaktlinsen mit Keratokonus gibt es einige entscheidende Aspekte:
- Kontaktlinsen korrigieren nur die Sehschärfe, nicht die Versteilung der Hornhaut. Die Unregelmäßigkeiten fallen unter der Linse weniger auf, aber sie können sich weiter verschlechtern.
- Regelmäßige Nachkontrollen sind unerlässlich, da sich die Hornhautform ändern kann. In den meisten Fällen werden Kontrolltermine alle drei bis sechs Monate empfohlen.
- Komfort und Tragezeit variieren je nach Linsentyp und individuellem Fall. Während kleine, harte Kontaktlinsen für viele gut funktionieren, gibt es auch Alternativen wie Hybrid- oder Sklerallinsen, falls Probleme auftreten.
- Die richtige Pflege der Linsen ist entscheidend, um Infektionen oder Komplikationen zu vermeiden. Besonders Sklerallinsen benötigen spezielle Reinigungslösungen und Techniken.
Werden diese Punkte beachtet, können Kontaktlinsen eine hervorragende Möglichkeit sein, mit Keratokonus scharf zu sehen.
2. Brauche ich bei Keratokonus zwingend eine Kontaktlinse?
Nicht jeder Keratokonus-Kunde benötigt eine Spezialkontaktlinse. Entscheidend ist die Position der Versteilung:
- Versteilung über der Pupille → führt zu starker Sehverschlechterung. Eine Speziallinse ist in der Regel notwendig.
- Versteilung unterhalb der Pupille → kann in manchen Fällen keine oder nur geringe Beeinträchtigung des Sehens verursachen. Eine Brille oder normale Kontaktlinsen könnten ausreichen.
Beispielsweise gibt es Fälle, in denen ein leichter Keratokonus vorliegt eventuell keine große visuelle Einschränkung. Hier wäre es nicht zwingend notwendig, eine Speziallinse zu tragen, wenn der Komfort oder die Handhabung schwierig ist.
3. Diagnose vom Arzt: Was tun?
Nach einer bestätigten Keratokonus-Diagnose sollten Betroffene folgende Schritte unternehmen:
- Kontaktlinsenpezialisten aufsuchen: Es ist wichtig, einen Experten zu wählen, der nicht nur eine Art von Linse anpasst. Manche Optiker oder Augenärzte haben sich auf Keratokonus spezialisiert und können verschiedene Linsentypen empfehlen.
- Crosslinking in Erwägung ziehen: Dieses Verfahren kann das Fortschreiten der Hornhautveränderung stoppen oder zumindest verlangsamen.
- Myoringe in Betracht ziehen: Das Verfahren kann die Form der Hornhaut wieder optimieren und sorgt in einigen Fällen dafür, dass keine Kontaktlinsen mehr getragen werden müssen.
- Regelmäßige Kontrolltermine vereinbaren: So kann frühzeitig auf Veränderungen reagiert werden.
- Verschiedene Linsenoptionen testen: Je nach Verträglichkeit kann zwischen formstabilen, Hybrid- oder Sklerallinsen gewählt werden.
Ein häufiger Fehler ist, nach der Diagnose ausschließlich auf eine einzige Lösung zu setzen. Gerade weil Keratokonus individuell unterschiedlich verläuft, sollte man alle Optionen prüfen.
4. Welche Kontaktlinsen gibt es für Keratokonus?
Je nach Stadium und individueller Hornhautform kommen unterschiedliche Linsentypen in Frage:
- Formstabile Kontaktlinsen: Klein und gasdurchlässig, gleichen die unregelmäßige Hornhaut gut aus. Für viele die erste Wahl.
- Weiche Kontaktlinsen für den Keratokonus: Eine weniger bekannte Methode ist es, eine speziell angefertigte, weiche Kontaktlinse zu verwenden. Gerne beraten wir Sie, ob das in Ihrem Fall sinnvoll ist.
- Hybridlinsen: Kombination aus harter Linse im Zentrum und weichem Rand – besserer Tragekomfort als reine formstabile Linsen. (Hybridlinsen werden aufgrund ihrer Ablagerungsneigung nicht mehr empfohlen)
- Sklerallinsen: Größer als normale Kontaktlinsen, überbrücken die gesamte Hornhaut und liegen auf dem weißen Teil des Auges auf. Besonders bei fortgeschrittenem Keratokonus eine gute Option.
Jeder Linsentyp hat Vor- und Nachteile. Während formstabile Linsen oft eine exzellente Sehqualität bieten, können sie für manche Träger unangenehm sein. Sklerallinsen verbessern häufig den Tragekomfort, erfordern aber einen darauf spezialisierten Kontaktlinsenanpasser und oft auch eine höhere Zuzahlung in der Anpassung und den Kontaktlinsen selbst.
Fazit
Keratokonus bedeutet nicht automatisch, dass du zwingend eine Kontaktlinse brauchst – aber oft bietet sie die beste Sehqualität. Wichtig ist, die Erkrankung regelmäßig kontrollieren zu lassen und sich umfassend beraten zu lassen. Eine individuell angepasste Linse kann den Alltag enorm erleichtern, aber sie ist keine Heilung.
Hast du Fragen oder möchtest du eine professionelle Anpassung? Dann vereinbare einen Termin bei einem unserer Spezialisten, der sich mit Keratokonus und den passenden Kontaktlinsen auskennt!
Wenn du mit deiner Kontaktlinsenanpassung zu uns wechseln möchtest, ist es wichtig, dass wir alle relevanten Daten vorliegen haben, um deine Versorgung optimal fortzusetzen. Falls vorhanden, bring bitte ältere Topografien, die aktuellen Linsendaten und eine Freigabe der Linsen durch deinen bisherigen Anpasser mit. Diese Informationen ermöglichen es uns, deine Anpassung nahtlos weiterzuführen und die bestmögliche Lösung für deine Augen zu finden. Weitere Details dazu kannst du in unserem weiterführenden Link nachlesen.
Gerade bei komplexen Anpassungen, wie bei Keratokonus oder anderen degenerativen Erkrankungen, sind regelmäßige Nachkontrollen essenziell. Je nach Linsentyp – etwa bei Sklerallinsen – erfolgt die Kontrolle mehrfach: direkt nach dem Aufsetzen, nach einer halben Stunde, vier Stunden und acht Stunden Tragezeit. Für Kunden aus dem Ausland bündeln wir diese Termine meist auf ein bis zwei Tage, während wir für lokale Kunden eine schrittweise Anpassung über mehrere Tage hinweg empfehlen. Besonders bei anspruchsvollen Fällen, wie nach einer Keratoplastik, ist eine engmaschige Betreuung wichtig, um den Anpassungsprozess sicher und erfolgreich zu gestalten.