Die 6 größten Unterschiede bei Hörgeräten

Hörgeräte gibt es in den verschiedensten Formen, Farben, Technologien, Größen und vieles mehr. Worin liegen jetzt aber die größten Unterschiede zwischen diesen tausend Möglichkeiten? Wenn Sie sich diese Frage stellen, sollten Sie nicht in Panik geraten, denn dieser Artikel wird genau das richtige für Sie sein.

Um die Frage jetzt erst einmal kurz und knapp zu beantworten werde ich Ihnen hier die 6 größten Unterschiede von Hörgeräten auflisten:

  1. Individuelle Anpassung
  2. Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen
  3. Benutzerfreundlichkeit
  4. Qualität des Tons
  5. Verbindungsmöglichkeiten mit anderen Geräten
  6. Kosten

Wahrscheinlich können Sie sich jetzt unter ein paar von den genannten Punkten schon in etwa vorstellen was gemeint sein könnte. Wenn Sie genauer wissen wollen, was sich dahinter verbirgt, dann bleiben Sie dran, denn ich werde jeden dieser Punkte nun erklären.

Zunächst muss ich aber noch etwas Grundsätzliches erklären. Ein Hörgerät ist in seiner Art sehr ähnlich wie ein Computer. Es gibt sie mit tausend verschiedenen Funktionen, die man von außen nicht direkt erkennt.

Einfach gesagt: Ein Hörgerät besteht wie ein Computer aus einer Hardware und einer Software. Die Hardware ist also bei Hörgeräten die Form, Größe, Art der Knöpfe oder Farbe des Geräts. Bei Computern wäre es einfach der Bildschirm. Die Software ist die technische Ausstattung, durch das das Hörgerät oder der Computer überhaupt funktioniert. Und genau dort liegen die größten Unterschiede.

Zwei Hörgeräte von derselben Marke können zum Beispiel genau gleich aussehen, sich jedoch im Inneren, also der Software, völlig unterschieden.

So können zum Beispiel auch zwei Computer genau identisch aussehen von außen, jedoch könnte einer der beiden einen viel schnelleren Prozessor haben, mit dem man gut Filme schauen oder Spiele spielen kann. Der andere hingegen könnte viel mehr Speicherplatz haben, um Fotos zu speichern.

Die größten Unterschiede liegen also in der technischen Ausstattung im Inneren des Hörgeräts und genau darum geht es in diesem Artikel.

1. Individuelle Anpassung

Unter individueller Anpassung ist zu verstehen, dass dem Benutzer die Möglichkeit gegeben wird, die Funktionen des Hörgeräts so optimal wie möglich an seine individuellen Bedürfnisse anpassen zu können.

Es gibt Hörgeräte mit mittlerer Technologiestufe, die ungefähr drei Kanäle haben. Beispielsweise ein Kanal für ein normales Gespräch mit einem anderen Menschen, einen für etwas lautere Situationen wie im Restaurant, wo man viele Hintergrundgeräusche hat. Der dritte Kanal könnte für eine bessere Klangqualität beim Hören von Musik sein.

Jeder dieser Kanäle kann von Ihrem Hörakustiker unterschiedlich nach Ihren Wünschen angepasst werden. Sie haben aber immer nur diese drei Kanäle zur Verfügung.

Hier sehen Sie ein Beispiel aus der Phonak App, bei der man zwischen vier verschiedenen Kanälen auswählen kann. All diese Kanäle können auch über die App gewechselt, verändert und gespeichert werden, sodass Sie auf die Wünsche des Trägers perfekt abgestimmt sind.

Jetzt gibt es aber auch Hörgeräte, die eine hohe Technologiestufe haben. Diese können sogar mehr als 20 Kanäle beinhalten und den Benutzer in den verschiedensten Situationen unterstützen. Zum Beispiel gibt es unter anderem ein Kanal für Gespräche im Auto.

Im Auto gibt es viele nervige Hintergrundgeräusche, wie das Radio, laute Kinder auf dem Rücksitz oder einfach nur die Motorgeräusche des Autos. Das alles kann zu einem schlechteren Verständnis des Gesprächspartners führen. Ein Hörgerät, welches ein extra Programm für diese Situation beinhaltet, kann den Träger dann optimal unterstützen, indem es die Lautstärke anpasst und gegebenenfalls Hintergrundgeräusche unterdrückt.

Wie Sie sich also schon vorstellen können, ist es mit einem Hörgerät mit mehreren Kanälen etwas angenehmer in vielen Situationen. Durch die Vielfalt der Kanäle und deren zusätzliche Anpassung kann also dieses Hörgerät dem Hörverlust besser entgegenwirken.

2. Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen

Es gibt viele Situationen, die das klare Hören für Hörgeräteträger sehr schwer gestalten, vor allem wenn sie sich in einer geräuschvollen Umgebung befinden. Um besser zu verstehen, was ich meine, stellen Sie sich folgende Situation vor:

Sie sitzen in einem vollen Restaurant mit Musik an einem großen Tisch mit Ihrer ganzen Familie. Alle unterhalten sich und die Gläser klirren. Sie wollen sich natürlich auch gerne mit Ihren Familienmitgliedern unterhalten, haben jedoch Probleme Ihre Gesprächspartner zu verstehen, da die Hintergrundgeräusche durch das Klirren der Gläser und die anderen Stimmen ziemlich laut sind.

So eine Situation ist echt frustrierend, da Sie entweder ständig nachfragen müssen, was der Gesprächspartner gesagt hat oder Sie verstehen nur die Hälfte von dem was Ihr Gesprächspartner Ihnen erzählt. Zum Glück gibt es für solche Situationen die Geräuschunterdrückung. Diese Funktion kann Ihnen helfen das Klirren der Gläser etwas leiser zu hören und gleichzeitig die Stimme Ihres Gesprächspartners zu verstärken.

Geräuschtunterdrückende Hörgeräte mit mittlerer Technologiestufe haben meistens ein oder zwei Mikrofone pro Ohr, die sich untereinander verständigen und ständig Daten austauschen, ohne das der Träger davon etwas bemerkt. Das Hörgerät analysiert ständig die akustische Umwelt des Trägers und versucht so die störenden Hintergrundgeräusche zu erkennen und sie dann so weit es geht zu unterdrücken oder wenigstens leiser zu schalten. So geht die Stimme des Gesprächspartners nicht in den ganzen anderen Geräuschen unter und kann besser und deutlicher verstanden werden.

Es gibt aber auch Hörgeräte, bei denen man die Richtung der gewünschten Tonquelle selbst einstellen kann, wie zum Beispiel bei manchen Hörgeräten von Phonak. Die Bereiche, in denen die Tonquelle verstärkt werden soll, kann der Träger mit der Phonak App nach Belieben einstellen. Schauen Sie sich die folgenden Bilder an:

Die dunkelblau gekennzeichneten Bereiche sind die, aus denen die Töne verstärkt und vorgehoben werden. Die Töne, die aus den grauen Bereichen kommen werden unterdrückt oder leiser gestellt.

Ein Hörgerät mit höherer Technologiestufe hat noch ein paar extra Funktionen, die diese Geräuschunterdrückung noch mehr verstärken. So kann die Stimme des Gegenübers noch besser verstanden werden. Zum Beispiel kann bei manchen Phonak Hörgeräten auch die Intensität der Geräuschunterdrückung über die Phonak App verstellt werden, wie hier in den unteren Bildern gezeigt wird.

3. Benutzerfreundlichkeit

Wie auch oben schon besprochen, geht es auch in diesem Punkt um die diversen Kanäle und Programme, die ein Hörgerät beinhalten kann. Bei Hörgeräten mit eher geringerer Technologiestufe ist es oft so, dass die benötigten Kanäle und Programme manuell eingestellt werden müssen.

Das heißt man muss zum Beispiel jedes Mal, wenn man von einem Ort, an dem es eher ruhiger ist, in ein Theater mit vielen Menschen kommt, selbst einen Knopf am Hörgerät drücken. So wird dann der Kanal gewechselt, sodass das Hörgerät den Träger in der lauten Situation im Theater optimal unterstützen kann.

Gerade für junge Menschen ist dieser offensichtliche Griff zum Hörgerät etwas unangenehm oder lästig. Besonders nervig ist es auch, wenn der Nutzer gerade eine Mütze auf hat und diese extra abziehen muss, um an das Hörgerät ran zu kommen.

Aus diesem Grund gibt es Hörgeräte mit einer höheren Technologiestufe, die diese Umschaltung auf Kanäle automatisch macht. Das Hörgerät analysiert ständig die akustische Umgebung und erkennt, wenn man von einem ruhigen Ort in eine etwas lautere Situation kommt und schaltet von selbst auf den benötigten Kanal um. So müssen Sie überhaupt nichts machen.

4. Qualität des Tons

Die Qualität des Tons wird beeinflusst durch die gesamte Geräuschkulisse um das Hörgerät herum. Um das wieder ein bisschen leichter verständlich zu machen, möchte ich Ihnen hierzu auch wieder ein Beispiel geben:

Sie gehen gerne Wandern auf Bergen, wo es oft windig ist oder Sie haben manchmal Meetings mit vielen Leuten, bei denen durcheinander geredet wird.

Beide Situationen beinhalten Geräusche, die ziemlich nervig und störend sein können. Wegen des Windes ist oft ein Rauschen durch die Hörgeräte zu hören, durch das man die Vögel nicht mehr zwitschern hört und durch die redenden Kollegen kann man den Chef nicht verstehen.

Um den gewollten Geräuschen, also das Zwitschern der Vögel und der Stimme des Chefs, eine bessere Klangqualität zu geben, haben Hörgeräte mit höherer Technologiestufe die Möglichkeit die störenden Geräusche abzublocken, um die gewollten hervorzuheben. Das Hörgerät fokussiert also die Hauptquelle der Töne und versucht so gut es geht die Hintergrundgeräusche auszublenden.

Hörgeräte mit niedrigerer Technologiestufe könnten diese Funktion nicht haben.

5. Verbindungsmöglichkeiten mit anderen Geräten

Dieser Aspekt ist wahrscheinlich für viele Leute einer der Wichtigsten. Die meisten Hörgeräte mit mittlerer oder hoher Technologiestufe sind in der Lage sich per Bluetooth mit einem anderen Bluetooth fähigen Gerät zu verbinden.

Dieses Gerät könnte zum Beispiel ein Smartphone, ein Tablet oder ein Fernseher sein. Wenn ein Hörgerät mit einem der genannten Geräte verbunden ist, kann damit so gut wie alles gemacht werden. Man kann mit den Hörgeräten Musik hören oder anderweitig streamen.

Mit einem Smartphone oder Tablet können sogar, je nach Technologiestufe, einige Einstellungen des Hörgeräts ganz einfach von Zuhause verändert werden. Gerade heute ist alles digitalisiert und man hat einfach zu wenig Zeit jedes mal zu seinem Hörakustiker zu gehen, wenn man etwas an den Einstellungen seines Hörgeräts verändern will.

Mit den meisten Hörgeräten mittlerer und hoher Technologiestufe können Sie das ganz bequem von der Couch aus machen oder vom Arbeitsplatz, wenn Sie genau in diesem Moment die veränderte Einstellung benötigen.

Wir haben hier auf unserer Website sehr viele Artikel zu Hörgeräten mit Bluetooth. Hier finden Sie die Artikel, mit denen Sie mehr darüber erfahren können:

6. Kosten

Ich denke Sie konnten sich schon denken, dass Hörgeräte je nach Technologiestufe billiger oder teurer werden können. Dieser preisliche Unterschied kann bis zu 1000€ sein. Das ist natürlich nicht wenig, weshalb sich an dieser Stelle bestimmt viele Fragen: Ist es das wirklich Wert?

Eine klare und allgemeine Antwort kann ich auf diese frage leider nicht geben. Jedoch kann ich sagen, dass sich diese fortgeschrittenen Technologien wirklich lohnen, wenn Sie diese im Alltag auch gebrauchen können. Ich nenne Ihnen jetzt zwei Beispiele, wann es sich lohnen würde und wann nicht, so viel Geld auszugeben:

Beispiel 1: Eine Person liebt es unter Menschen zu sein. Sie ist oft auf Familienfeiern oder auch in Restaurants. Durch die Arbeit ist diese Person oft in Besprechungen, die mit vielen Kollegen manchmal etwas chaotisch werden. Außerdem geht diese Person gerne auf Konzerte und am Wochenende auf die Fußballspiele des Sohns.

In diesem Fall würde sich ein technisch hochwertigeres Hörgerät auf jeden Fall lohnen. Die Person wechselt ständig zwischen verschiedenen Geräuschkulissen und ist mit einem Hörgerät, das zwischen den verschiedenen Kanälen automatisch wechselt einfach besser bedient.

Da diese Person auch gerne auf Konzerte geht, könnte sie über die Hörgeräte ebenfalls die Musik nach eigener Wahl zu jeder Zeit hören. Denn Bluetooth fähige Hörgeräte können auch ohne Probleme einfach zu Kopfhörern werden. Falls es dann doch ein Problem mit irgendeiner Kanal-Einstellung des Hörgeräts kommen würde, kann dieses Problem oft auch einfach selbst von der Person gelöst werden.

Hierfür müsste sie einfach nur die passende App auf ein Smartphone oder Tablet herunterladen. Das Problem könnte dann so sehr schnell behoben werden, ohne Zeit zu verlieren beim Warten auf einen Termin oder beim Termin selbst.

Wie Sie sehen, ist hier ziemlich offensichtlich, dass es sich für diese Person lohnen würde, ein Hörgerät mit hoher Technologiestufe zu kaufen.

Beispiel 2: Eine andere Person fühlt sich im engen Kreis der Familie sehr wohl, deswegen werden Geburtstage und Weihnachten meistens mit maximal 3 weiteren Personen gefeiert. Die Hobbys dieser Person sind Kochen und lange Wanderungen. Bei der Arbeit hat sie nicht viel Kontakt mit vielen Menschen, sondern nur ein paar Kollegen, die im selben Büro arbeiten.

Diese Person könnte natürlich ebenfalls von einem Hightech Hörgerät profitieren, jedoch würde ein Hörgerät mit mittlerer oder niedriger Technologiestufe auch gut für sie funktionieren.

Die Person ist nur selten unter großen Menschenmengen oder in besonders lauten Situationen und könnte deshalb auch mit eher wenigeren Kanälen auskommen. Beim Kochen oder Wandern benötigt man auch nicht unbedingt eine Funktion zur Geräuschunterdrückung.

Ob sich der kleine Vorteil für den riesigen Preis, den die Person mit Hightech Hörgeräten hätte, wirklich lohnen würde, muss sie dann letztendlich selbst entscheiden.

Fazit

Diese ganzen neuen Innovationen und technischen Mittel wurden alle entwickelt, um Menschen mit Hörverlust das Leben etwas zu erleichtern. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den Geräten haben Sie nun in diesem Artikel gesehen, aber vergessen Sie eins nicht: sogar das Hörgerät, welches technisch auf dem besten Stand ist, kann nicht gut funktionieren, wenn es von Ihrem Hörakustiker nicht richtig eingestellt wurde.

Genau so ist es auch andersherum. Ein Hörgerät mit einer niedrigeren Technologiestufe kann für Sie perfekt funktionieren, wenn es von Ihrem Hörakustiker gut eingestellt wurde.

Reden Sie also unbedingt mit Ihrem Fachmann über Ihre Wünsche und Bedürfnisse, denn das ist letztendlich das Ausschlaggebende für Ihre Zufriedenheit.

Wenn Sie weitere Fragen haben oder gerne individuell beraten werden wollen, können Sie bei uns gerne einen Termin vereinbaren. Wir haben die verschiedensten Hörgeräte bei uns, die Sie gerne testen können.

Dieser Artikel wurde inspiriert von einem YouTube Video von Dr. Clifford R.. Falls Sie mehr darüber erfahren wollen, sehen Sie sich dieses Video an.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

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