Inhaltsverzeichnis
Handwerk trifft Technologie
Wie können wir Kindern und Jugendlichen das Handwerk näherbringen – praxisnah, spannend und zukunftsorientiert? Dieses Projekt zeigt, wie das geht: Schülerinnen und Schüler bauen gemeinsam mit Optikern, Elektrikern, IT-Fachleuten und später auch Schreinern und Malern ein funktionierendes UV-Messgerät.
Das Besondere: Das Projekt führt durch mehrere Gewerke – und jedes Gewerk beleuchtet das Thema UV-Schutz aus seiner fachlichen Perspektive.
Das technische Herzstück bildet ein kleiner Minicomputer (Raspberry Pi), der mit einem Sensor prüft, ob eine Brille UV-Schutz bietet – die Anzeige erfolgt auf einem kleinen Display. Gespeist wird das Ganze mit umweltfreundlichem Solarstrom und einer Batterie.
Ziel: Die Schüler lernen nicht nur Grundlagen der Elektronik, Materialbearbeitung und Programmierung, sondern auch, wie wichtig UV-Schutz für unsere Augen ist – und was Handwerksprofis aus verschiedenen Bereichen dazu beitragen können.
Teil 1: Der elektronische UV-Schutz-Tester
Was wird gebaut?
Ein Gerät, das misst, ob eine Brille UV-Schutz bietet – und auf einem kleinen Bildschirm direkt anzeigt:
- „UV-Schutz ist gegeben“
- oder: „Kein UV-Schutz“.
Das Gerät kann autark betrieben werden – mit Solarzelle und Akku.
Das Foto zeigt das fertig montierte UV-Messgerät. Links unten befindet sich eine eingefräste Aussparung mit mehreren kleinen Löchern – sie dient als definierte Ablagefläche für eine Brille. In dieser Aussparung ist der UV-Sensor integriert, der die einfallende UV-Strahlung misst.
Wird eine Brille korrekt aufgelegt, erfasst der Sensor, ob die Gläser UV-Licht blockieren. Das Ergebnis wird direkt auf dem darüberliegenden Display angezeigt, welches sich über der Brillenmarkierung befindet. Im dargestellten Zustand zeigt das Display oben links den Hinweis: „UV-Schutz ist gegeben“ – ein Indikator dafür, dass entweder eine UV-schützende Brille aufgelegt wurde oder gerade kein UV-Licht auf den Sensor trifft.
Trifft UV-Strahlung hingegen ungehindert auf den Sensor, wechselt die Anzeige zu „UV-Schutz ist nicht gegeben“. Dies ermöglicht eine einfache, anschauliche Prüfung des UV-Schutzes verschiedener Brillengläser.
Die gesamte Elektronik und Verkabelung sind hinter einer Holzverkleidung verborgen. Auf der rechten Seite ist ein Solarpanel zu erkennen.
Materialliste und Bestellquellen
Alle Komponenten wurden so ausgewählt, dass sie leicht erhältlich, bezahlbar und zuverlässig sind. Nachfolgend findest du eine vollständige Liste – mit Bestelllinks (Amazon oder Alternativen), Mengenangaben und Bemerkungen. Diese Liste ist für ein Gerät gerechnet.
Bauteil: 25W 12V Solarpanel
Menge: 1
Bemerkung: Stromversorgung für Akku
Link: Amazon-Link
Bauteil: 12V 6Ah LiFePO4 Akku
Menge: 1
Bemerkung: Lange Laufzeit
Link: Amazon-Link
Bauteil: Solar-Laderegler
Menge: 1
Bemerkung: Schutz & Management
Link: Amazon-Link
Bauteil: Krokodilklemmen-Set
Menge: 1
Bemerkung: Testleitungen
Link: Amazon-Link
Bauteil: 5V Spannungsregler
Menge: 1
Bemerkung: Wandelt 12V in 5V
Link: Amazon-Link
Bauteil: Kupferdraht (Jumper Wire)
Menge: 1 Rolle
Bemerkung: Für Verbindungen
Link: Amazon-Link
Bauteil: Breadboard mit Jumperkabel
Menge: 1
Bemerkung: Prototyping-Platine
Link: Amazon-Link
Bauteil: Digitalmultimeter
Menge: 1
Bemerkung: Zum Testen
Link: Amazon-Link
Bauteil: Widerstandsset 1/4 W
Menge: 1
Bemerkung: Verschiedene Werte
Link: Amazon-Link
Bauteil: Raspberry Pi Zero 2WH
Menge: 1
Bemerkung: Minicomputer
Link: z. B. bei BerryBase.de
Bauteil: Micro-SD-Karte (16 GB+)
Menge: 1
Bemerkung: Für das Betriebssystem
Link: BerryBase-Link
Bauteil: Mini-HDMI-Kabel
Menge: 1
Bemerkung: Für die erste Einrichtung
Link: –
Bauteil: Micro-USB-Netzteil
Menge: 1
Bemerkung: Jeder hat eines zu Hause herumliegen, das er oder sie nicht mehr braucht
Link: –
Bauteil: USB-Hub
Menge: 1
Bemerkung: Für die erste Einrichtung
Link: BerryBase-Link
Bauteil: USB-Kabel für Stromversorgung
Menge: 1
Bemerkung: Micro-USB mit Schnellladefunktion
Link: BerryBase-Link
Bauteil: UV-Sensor (LTR390)
Menge: 1
Bemerkung: Messung der UV-Intensität
Link: BerryBase-Link
Bauteil: OLED-Display 0.96″ (128×64)
Menge: 1
Bemerkung: Ausgabe von Werten
Link: Adafruit-Link
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Aufbau & Programmierung
1. Die SD-Karte für den Raspberry Pi vorbereiten am PC
- Raspberry Pi Imager herunterladen und installieren:
https://www.raspberrypi.com/software - Pi Imager öffnen und SD Karte einschieben
- SD-Karte beschreiben mit:
unter Raspberry Pi Modell “Raspberry Pi Zero 2W” auswählen
unter Betriebssystem „Raspberry Pi OS (Legacy 32-bit, Bullseye, FULL-Version)“ wählen
unter SD Karte korrekte SD Karte auswählen - Bestätige die Eingabe mit “WEITER”
- Unter OS Anpassungen anwenden? “Einstellungen bearbeiten” wählen
- Haken setzen bei Benutzername und Passwort festlegen und Benutzername und Passwortvergeben
- Haken setzen bei WIFI einrichten und SSID und LOGIN für das WIFI einrichten
- Haken setzen bei Spracheinstellungen und Zeitzone und Tastaturlayout bestimmen
- Eingabe bestätigen mit Speichern
- Bei OS Anpassungen anwenden mit “ja” bestätigen
- Warnung vor Löschung der Daten auf der SD Karte mit “ja” bestätigen
- SD Karte wird innerhalb weniger Minuten beschrieben
- Wenn das Schreiben erfolgreich war kann die SD Karte aus dem Lesegerät nun entfernt werden.
Die Schritte werden hier nochmals mit Screenshots der Software gezeigt.
Um alle Komponenten korrekt miteinander zu verbinden, ist es wichtig, die verfügbaren Ports und deren Funktionen am Raspberry Pi 2. zero W zu kennen.
Die folgende Übersicht bietet eine kurze, aber präzise Einführung in die relevanten Anschlüsse – von GPIO-Pins über USB-Ports bis hin zu Energie- und Datenverbindungen.
1.1 Schritt-für-Schritt-Anleitung: Anschluss und Start
a) microSD-Karte einlegen
-
Drehe den Raspberry Pi so, dass du den microSD-Kartenslot siehst.
-
Stecke die microSD-Karte (mit dem geflashten Betriebssystem) vorsichtig in den Slot.
b) Monitor anschließen
-
Verbinde den HDMI-Ausgang des Raspberry Pi (Mini-HDMI) über einen Adapter mit dem HDMI-Kabel.
-
Stecke das andere Ende des Kabels in einen Monitor mit HDMI-Eingang.
-
Schalte den Monitor ein und wähle den richtigen HDMI-Kanal.
c) Tastatur und Maus anschließen
-
Verwende einen USB-OTG-Adapter oder einen USB-Hub, um Tastatur und Maus über den USB-Port (nicht den Power-Port!) des Raspberry Pi anzuschließen.
d) Strom anschließen
-
Verbinde das Netzteil über den Power-Port (microUSB) mit dem Raspberry Pi.
-
Sobald Strom fließt, startet der Pi automatisch.
Tipp: Es gibt keine separate Ein-/Aus-Taste – der Start erfolgt direkt über die Stromverbindung.
Der erste Start: Was du sehen solltest
-
Nach einigen Sekunden erscheinen das Raspberry Pi-Logo und Startmeldungen auf dem Bildschirm.
-
Danach lädt die grafische Benutzeroberfläche – standardmäßig die sogenannte „Desktop-Oberfläche“ des Raspberry Pi OS.
Wenn alles richtig angeschlossen ist, solltest du jetzt die Benutzeroberfläche sehen – ähnlich wie bei einem normalen PC oder Laptop.
Terminal öffnen
Sobald die grafische Oberfläche sichtbar ist, kannst du das Terminal öffnen – ein Fenster, in dem du Befehle direkt an das Betriebssystem eingeben kannst.
So öffnest du das Terminal:
Möglichkeit 1: Über das Symbol
-
Suche oben oder unten auf dem Bildschirm das kleine schwarze Symbol mit einem >_ oder Terminalzeichen.
-
Klicke darauf – das Terminalfenster öffnet sich.
Möglichkeit 2: Tastenkombination
-
Drücke gleichzeitig die Tasten:
Strg + Alt + T
(damit öffnest du direkt ein neues Terminalfenster)
Was ist das Terminal überhaupt?
Du kannst dort Befehle eingeben, um Programme zu starten, Dateien zu bearbeiten oder den UV-Sensor deines Projekts zu steuern.
Nächster Schritt im Projekt:
Im nächsten Abschnitt wirst du den Raspberry Pi so einrichten, dass er automatisch mit deinem UV-Sensor kommunizieren kann. Dazu installierst du einige Programme und testest erste Befehle.
2. Sensor & Bibliotheken installieren
Diese Befehle installieren alle nötigen Python-Pakete für den LTR390-UV-Sensor:
(der gesamte grau hinterlegte Text sollte mit copy & paste ins Terminal gebracht werden)
sudo apt-get install python3-pip
sudo apt install --upgrade python3-setuptools
sudo raspi-config nonint do_i2c 0
sudo apt-get install -y i2c-tools libgpiod-dev python3-libgpiod
pip3 install --upgrade RPi.GPIO
pip3 install --upgrade adafruit-blinka
sudo pip3 install adafruit-circuitpython-ltr390
sudo reboot
Erklärung:
pip3
ist der Paketmanager für Pythonblinka
stellt die Kommunikation zwischen Pi und Sensor über I2C herltr390
ist die spezifische Sensor-Bibliothek
3. Testcode für Sensor (PHASE_03.py)
import time
import board
import adafruit_ltr390
# Initialisiert die I2C-Schnittstelle und den Sensor
i2c = board.I2C()
ltr = adafruit_ltr390.LTR390(i2c)
# Endlosschleife: Misst alle 2 Sekunden die UV- und Lichtwerte
while True:
print("UV:", ltr.uvs, "ttAmbient Light:", ltr.light)
print("UVI:", ltr.uvi, "ttLux:", ltr.lux)
time.sleep(2.0)
Was macht der Code?
- Misst UV-Werte und Lichtintensität
- Gibt diese im Terminal aus
- Hilfreich zum Kalibrieren und Testen
Starten mit:
python3 PHASE_03.py
Bewege und drehe den Sensor etwas. Decke ihn ab und wieder auf. Jetzt kannst du beobachten wie der Sensor Änderungen in
Bezug auf die Helligkeit registriert.
4. OLED-Display einrichten und nutzen
Bibliotheken im Terminal installieren:
sudo pip3 install adafruit-circuitpython-ssd1306
sudo apt-get install python3-pil
sudo apt-get install python3-numpy
sudo reboot
Python-Code zur Anzeige (PHASE_04.py):
Kopiere den Text hier und füge den Text in der App Geany ein. Speichere die Datei dann mit dem Namen PHASE_04.py im Home Ordner ab.
# Erforderliche Pakete werden importiert
import time # zur Handhabung von zeitbezogenen Aufgaben/Operationen
import board # zur Einrichtung von Kommunikationsprotokollen
import adafruit_ltr390 # zur Verwendung des Sensortreibers auf Anwendungsebene
import adafruit_ssd1306 # zur Verwendung des Displaytreibers auf Anwendungsebene
from PIL import Image, ImageDraw, ImageFont
i2c = board.I2C() # Board-Konfiguration
ltr = adafruit_ltr390.LTR390(i2c) # Sensorinstanz wird zur Datenkommunikation erstellt
WIDTH = 128
HEIGHT = 64
BORDER = 5
oled = adafruit_ssd1306.SSD1306_I2C(WIDTH, HEIGHT, i2c, addr=0x3d) # Displayinstanz wird zur Datenkommunikation erstellt
oled.fill(0)
oled.show()
def display_text(line1, line2):
global WIDTH
global HEIGHT
global BORDER
# Leeres Bild zum Zeichnen (1-Bit-Farbe)
image = Image.new("1", (oled.width, oled.height))
# Objekt zum Zeichnen auf dem Bild
draw = ImageDraw.Draw(image)
# Weißer Hintergrund
draw.rectangle((0, 0, oled.width, oled.height), outline=255, fill=255)
# Kleinere innere Rechteckfläche
draw.rectangle(
(BORDER, BORDER, oled.width - BORDER - 1, oled.height - BORDER - 1),
outline=0,
fill=0,
)
font = ImageFont.load_default()
# Textgrößen ermitteln
font_width1, font_height1 = font.getsize(line1)
font_width2, font_height2 = font.getsize(line2)
# Ersten Text zentriert platzieren
draw.text(
(oled.width // 2 - font_width1 // 2, oled.height // 4 - font_height1 // 2),
line1,
font=font,
fill=255,
)
# Zweiten Text zentriert platzieren
draw.text(
(oled.width // 2 - font_width2 // 2, 3 * oled.height // 4 - font_height2 // 2),
line2,
font=font,
fill=255,
)
# Bild auf dem Display anzeigen
oled.image(image)
oled.show()
while True:
# DATEN AUSLESEN
uv_value = ltr.uvs
# UV-Wert prüfen und Anzeige je nach Bedingung aktualisieren
if uv_value == 0:
display_text("UV Schutz", "ist gegeben")
else:
display_text("Kein UV", "Schutz")
time.sleep(1.0)
Was passiert hier?
- Sensor misst UV-Strahlung
- Wenn keine UV-Strahlung erkannt wird: Anzeige “UV Schutz ist gegeben”
- Wenn UV erkannt wird: Anzeige “Kein UV Schutz”
- Die Anzeige wird jede Sekunde aktualisiert
5. Autostart einrichten (im Terminal)
Damit das Programm beim Einschalten automatisch startet:
sudo nano /etc/xdg/lxsession/LXDE-pi/autostart
Füge am Ende ein:
@lxterminal -e python3 /home/pi/PHASE_04.py
Dann speichern (CTRL+X, Y, ENTER) und neustarten:
sudo reboot
Anschluss und Einstellung des blauen Ladereglers
ANLEITUNG:
-
Schließe den Akku an den Laderegler an – achte dabei auf die richtige Polarität der Anschlüsse an den vorgesehenen Ports.
-
Der Laderegler zeigt den Batteriestatus an. Wähle jetzt den passenden Batterietyp über die Bedientasten im Menü des Ladereglers aus.
Wähle den Typ B3 – dieser wird blinken. Drücke erneut die Menütaste, um den Typ auszuwählen und die Einstellung zu bestätigen. -
Verwende passende Jumperkabel, um die GPIO-Pins des Raspberry Pi mit den Anschlüssen des Spannungsreglers zu verbinden.
-
Verbinde die Kabel des Solarpanels mit dem Laderegler, und achte auch hier auf die richtige Polarität.
Auf dem Display des Ladereglers sollten jetzt die Symbole für Solarpanel und Batterie erscheinen. Zudem werden Ladepfeile angezeigt, die den Ladevorgang der Batterie und des Solarpanels darstellen. -
Schließe den Spannungsregler an den Laderegler an. Überprüfe dabei die Polaritäten an beiden Anschlüssen – also am Regler und am Laderegler.
Die Polaritäten des Reglers sind auf der Rückseite des Moduls beschriftet.
Vergleichstabelle
Merkmal | Option NICHT SO: Direkt an Regler | Option 2: Mit LM2596-Modul |
---|---|---|
Stromstabilität | ❌ unklar/instabil | ✅ stabil (bis 2A möglich) |
Verlässlichkeit unter Last | ❌ kritisch | ✅ zuverlässig |
Einbauaufwand | ✅ gering | ❌ etwas höher |
Sicherheit für Raspberry Pi | ❌ riskant bei Schwankungen | ✅ besser abgesichert |
Regelbarkeit/Feinjustierung | ❌ nicht gegeben | ✅ möglich |
Empfehlung für Dauereinsatz | ❌ eher nicht | ✅ ja |
Fazit
Ich empfehle dir klar Option AUFBAU FINAL mit dem LM2596-Modul, besonders wenn du den Raspberry Pi länger betreiben willst (z. B. in einem autarken Solarsystem). Die zusätzliche Stabilität, Sicherheit und Leistungsreserve lohnen sich in jedem Fall.
Didaktische Erweiterung: UV-Licht aus Sicht der Gewerke
Optiker erklärt UV-Licht
- UV-Strahlung dringt tief ins Auge ein
- Schutzfilter in Brillen schützen Linse & Netzhaut
- Kinderaugen sind besonders empfindlich
Elektriker erklärt Stromversorgung
- Funktion von Solarpanel und Akku
- Bedeutung von Spannung, Strom, Ladezyklen
- Warum ein Spannungsregler auf 5V nötig ist
Schüler lernen:
- Grundlagen von I2C-Kommunikation
- Was ein Sensor misst (UV-Werte, Lux)
- Wie ein Display funktioniert
- Wie man aus Messwerten eine Aussage generiert
Holzverarbeitung: Siebdruckplatten für das Gehäuse
Für das Gehäuse wurde bewusst auf robuste und gut bearbeitbare Siebdruckplatten zurückgegriffen. Diese Platten wurden zunächst passgenau zugeschnitten. Abhängig von der Ausstattung der jeweiligen Schule kann dieser Schritt entweder direkt vor Ort im Rahmen des Projekts erfolgen – etwa mit einer Dekupiersäge, Stichsäge oder Formatkreissäge – oder als vorbereiteter Bausatz bereitgestellt werden.
Gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler kann es sinnvoll sein, die Grundplatten bereits maschinell vorzufertigen, sodass sich das Projekt stärker auf das Zusammensetzen, das Oberflächenfinish und die Funktionsprüfung konzentriert. An Schulen mit gut ausgestatteter Werkstatt kann jedoch der gesamte Herstellungsprozess – vom Zuschnitt bis zur Endmontage – im Rahmen des Technik- oder Werkunterrichts durchgeführt werden.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Nachbearbeitung der Kanten: Je nach Ausstattung stehen hier Schwingschleifer, Kantenschneider oder einfache Schleifklötze zur Verfügung, um die Oberflächen zu entgraten und sicher für die weitere Verarbeitung zu machen. Neben dem funktionalen Aspekt trägt dies auch zur ästhetischen Qualität des Projekts bei.
Eingelassene Gläser und funktionale Details
In das Gehäuse sind zwei Gläser eingesetzt:
-
Ein Glas ist komplett UV-durchlässig, um den Sensor nicht zu blockieren und reale UV-Werte messen zu können.
-
Das zweite Glas ist entspiegelt, um eine bessere Ablesbarkeit des Displays zu gewährleisten – selbst bei direkter Sonneneinstrahlung.
Zusätzlich wurde der Bereich zur Brillenablage optisch hervorgehoben: Hier kam ein robuster Kunststoffbelag, wie er typischerweise im Bodenbau verwendet wird, zum Einsatz. Diese kreative Lösung unterstreicht den handwerklichen Charakter und setzt zugleich ein dekoratives Element.
Schrauben und Montage
Zur Montage des Gehäuses und der Komponenten kamen verschiedene Schraubengrößen zum Einsatz:
-
Für die Hauptverbindungen im Holzgehäuse: 4 × 60 mm und 4 × 50 mm Holzschrauben
-
Zur Befestigung des Solarpanels: 4 × 25 mm Metallschrauben
Alle Verbindungen wurden so gewählt, dass sie sowohl stabil als auch für Schülerinnen und Schüler gut nachvollziehbar sind – ideal also für ein didaktisch sinnvolles Projekt mit echtem Praxisbezug.
Fazit: Technik begreifen, Handwerk erleben
Dieses Projekt macht Technik sichtbar, greifbar und verständlich. Es verknüpft Fachwissen aus der Optik, Elektronik und Informatik mit realen Anwendungen. Und es fördert Zusammenarbeit, Neugier und kreatives Denken.
Unter dem Link ist die PDF zur technischen Zeichnung zu finden.
Probleme während der Umsetzung des UV-Messgeräts mit dem Raspberry Pi
Im Rahmen eines Projekts zur Entwicklung eines UV-Messgeräts auf Basis eines Raspberry Pi Zero 2 W kam es zu mehreren unerwarteten Verzögerungen, die ich im Folgenden transparent darstellen möchte. Die Erkenntnisse können für ähnliche Projekte hilfreich sein.
1. Remote-Zugriff auf den Raspberry Pi Zero 2 W – instabil und fehleranfällig
Zu Beginn des Projekts entschied ich mich für einen eleganten Weg: die Arbeit per Remote-Zugriff (SSH bzw. VNC) auf den Raspberry Pi Zero 2 W. Leider führte diese Entscheidung zu erheblichen Instabilitäten. Wiederholt kam es vor, dass Prozesse abstürzten oder Befehle nicht zuverlässig ausgeführt wurden. Die Entwicklung war dadurch immer wieder unterbrochen – ein reibungsloser Workflow war kaum möglich.
Empfehlung:
Auf leistungsfähigeren Modellen wie dem Raspberry Pi 4 funktionierte der Remote-Zugriff deutlich stabiler. Sobald ich jedoch zum Raspberry Pi Zero 2 W zurückkehrte, traten die Probleme erneut auf. Daher empfehle ich bei diesem Modell ausdrücklich, Tastatur, Maus und Monitor direkt anzuschließen und die Arbeit unmittelbar am Gerät selbst durchzuführen.
2. Fehlerhafte GPIO-Verbindungen durch gelockerte oder gebrochene Lötstellen
Ein weiteres wiederkehrendes Problem betraf die GPIO-Pins. Im Laufe des Projekts wurde das Setup mehrfach umgebaut und bewegt – dabei kam es zu mechanischen Belastungen der angelöteten Pins. Mehrfach stellte ich fest, dass das angeschlossene I2C-Display plötzlich nicht mehr erkannt wurde.
Zunächst ging ich von einem Softwarefehler aus, da das Display beim Ausführen des Befehls:
i2cdetect -y 1
nicht wie erwartet erkannt wurde. Das sieht dann so aus wenn nichts erkannt wird:
Erst nach längerer Fehlersuche stellte sich heraus: Die Verbindung zur I2C-Schnittstelle war mechanisch unterbrochen – einige Lötstellen an den Pins waren gebrochen oder hatten sich gelöst.
Lösung:
Nach dem erneuten, sauberen Verlöten der betroffenen Pins wurde das Display sofort wieder erkannt und funktionierte zuverlässig. Es handelte sich also nicht um ein Software-, sondern um ein Hardwareproblem.
Wenn über die Pins die Komponenten erkannt werden, sieht das so aus:
Wie wirkt UV-Licht auf die Augen?
Im Rahmen unseres Projekts zum Thema UV-Schutz ist es mir besonders wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur theoretisch über das Thema sprechen, sondern das Handwerk auch wirklich erleben können. Es geht darum, dass sie aktiv mit den Meisterinnen und Meistern ins Gespräch kommen, direkt vor Ort – über das, was sie sehen und was sie interessiert. Das bedeutet konkret: Wenn wir in das Thema UV-Schutz einsteigen, dann soll das nicht nur abstrakt vermittelt werden. Vielmehr wäre es ideal, wenn die Schüler die Möglichkeit hätten, selbst durch ein Mikroskop zu schauen, um das Auge genauer zu betrachten – vielleicht sogar das Auge eines Mitschülers.
So entsteht ein echter Dialog: Der Schüler schaut sich das Auge an, erkennt vielleicht etwas Ungewöhnliches, und der Optiker oder die Optikermeisterin gibt Hinweise, was genau da zu sehen ist. Das eröffnet eine ganz neue Perspektive, gerade auch im Hinblick auf frühe Anzeichen von UV-Schäden. Denn bei einigen Schülerinnen und Schülern lassen sich bereits erste Anzeichen von sogenannten Pinguicula erkennen. Das ist keineswegs unüblich. Und genau hier setzt die Chance an, Wissen ganz praktisch zu vermitteln. Man kann direkt erklären, was das ist, warum das entsteht, welche Rolle UV-Strahlung dabei spielt – und wie man die Augen entsprechend schützen kann.
Darüber hinaus ist das ein guter Einstieg, um auch über weiterführende Themen im Zusammenhang mit UV-Schutz zu sprechen. Etwa darüber, welche Veränderungen am Auge durch UV-Strahlung langfristig auftreten können, sowohl im Guten – zum Beispiel durch gezielten Schutz – als auch im weniger Guten, etwa bei dauerhafter Überbelastung ohne ausreichenden Schutz. Dieses direkte Erleben und das gemeinsame Beobachten mit fachlicher Begleitung macht das Thema greifbar und schafft ein echtes Bewusstsein für Augengesundheit.
UV-Licht kann verschiedene Teile deines Auges beschädigen:
a) Pinguecula – der gelbliche Fleck
-
Das ist wie eine kleine Verdickung auf der Bindehaut – direkt am Rand der Hornhaut.
-
Sieht aus wie ein „Pickel“ am Auge, tut meist nicht weh, aber kann stören.
-
Ursache: UV-Strahlung reizt die Bindehaut immer wieder.
-
Unter dem Mikroskop: Man sieht abnorme Ablagerungen von Kollagen und elastischen Fasern.
b) Pterygium – das „Flügelfell“
-
Sieht aus wie ein dreieckiges Häutchen, das von der Bindehaut zur Hornhaut wächst.
-
Bei Menschen, die viel draußen sind, z. B. Bauarbeiter, Surfer, Landwirte, sehr häufig.
-
Wenn’s wächst, kann es die Sicht beeinträchtigen.
-
Mikroskopisch: Ähnlich wie Pinguecula – aber aggressiver. Entzündungszellen und Gefäße wachsen in die Hornhaut.
c) Hornhaut und ihre Stabilität – die Quervernetzung
-
Unsere Hornhaut besteht aus feinen Kollagenfasern.
-
UV-Licht kann diese Fasern stabilisieren, wenn man es kontrolliert anwendet. (Crosslinking)
-
Stichwort: Crosslinking – ein medizinisches Verfahren bei Keratokonus, einer Krankheit, bei der die Hornhaut zu instabil wird.
-
UV-Licht + Vitamin B2 → macht die Hornhaut stabiler.
d) Juvenile AMD – Netzhautschäden bei jungen Menschen
-
AMD kennt man eher von älteren Menschen – aber UV-Licht kann bei jungen Menschen ähnliche Schäden machen.
-
Die Stelle, mit der du am schärfsten siehst – die Makula – wird angegriffen.
-
Symptome: Verschwommenes Sehen, Blendempfindlichkeit, verzerrte Linien.
-
Mikroskopisch: Ablagerungen unter der Netzhaut, Zellen sterben ab.
Ein besonderer Reiz dieses Projekts liegt in der Vielfalt der Individualisierungsmöglichkeiten, die sich sowohl auf technischer als auch auf gestalterischer Ebene eröffnen. Damit bietet das UV-Messgerät nicht nur eine Basisaufgabe, sondern auch Raum für vertiefendes Arbeiten – ideal für leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler oder solche, die sich gezielt in bestimmten Bereichen weiterentwickeln möchten.
Im Bereich der Programmierung können schnelle oder besonders interessierte Schülerinnen und Schüler den bestehenden Quellcode erweitern oder verändern.
Beispiele hierfür sind:
-
die Darstellung des Textes auf dem Display individuell gestalten (z. B. zentriert, in Großbuchstaben, mit Symbolen…),
-
alternative Hinweise zur UV-Warnung einbauen (z. B. in mit Grafiken),
Auch das Gehäusedesign kann weitergedacht werden:
Technikaffine Jugendliche können Elemente mit 3D-Druckern selbst entwerfen – beispielsweise Klickverschlüsse, Klemmsysteme oder alternative Frontblenden. Wer über entsprechende CAD-Kenntnisse verfügt, kann sogar das gesamte Gehäuse aus dem 3D-Drucker konstruieren und herstellen.
Ebenso denkbar ist die Umsetzung mit anderen Materialien: Plexiglas, Aluminium, Acrylplatten oder recycelbare Verbundstoffe. Die Auswahl hängt von den verfügbaren Werkstätten und beteiligten Gewerken ab – in Abstimmung mit den zuständigen Fachlehrkräften und Fachbereichen wie Holztechnik, Metallbau oder Gestaltung kann hier experimentiert und erweitert werden.
Dieses offene Konzept erlaubt es, das Projekt modular zu gestalten und individuell an die jeweilige Klassensituation und Schulumgebung anzupassen – sei es in einer rein handwerklichen Umsetzung, als technikorientierte Vertiefung oder als Einstieg in die interdisziplinäre Projektarbeit.
Wer war am Projekt beteiligt?
Brandan Santo
Team Ritter
Vielen lieben Dank an Brandan Santo für den Bau und die Optimierung des Gehäuses.
Jakob Rydzek
Ingeniuer
Ein großes Dankeschön gilt Jakbob Rydzek für die Erstellung der technischen Zeichnung und der Optimierung des Plans.
Stephan Kolb
Kolb & Schmelcher Elektro GmbH
Vielen Dank an Stephan für deine Erfahrung, Unterstützung und das Teilen deines Netzwerkes.
Michael Penczek
Die Brillenmacher Wallstadt
Ich habe sehr viel lernen dürfen und bin froh, wieder etwas von meiner Bucket List streichen zu dürfen.
Marius MIschke
Marius Mischke Photography
Tausend Dank mal wieder an Marius von Marius Mischke Photography. Ohne dich wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
Manuel Ritter
Team Ritter
Vielen lieben Dank für deine Zeit und Bereitschaft, immer neue Dinge mit deinem Netzwerk, deinen Mitarbeitern und dir umzusetzen.