Was braucht mein Smartphone, um optimal mit meinen Hörgeräten zu funktionieren?

Die Nutzung von Smartphones in Verbindung mit Hörgeräten hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Dank moderner Technologien können Hörgeräte heute direkt mit Smartphones verbunden werden, was eine Vielzahl neuer Funktionen und Verbesserungen mit sich bringt. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Funktionen ein Smartphone haben sollte, um optimal mit Hörgeräten genutzt werden zu können, und vergleichen die Möglichkeiten von iOS- und Android-Geräten.

Bluetooth LE und das AHSA-Protokoll: Die Grundlage der Konnektivität

Ein wesentliches Merkmal moderner Smartphones, das eine nahtlose Verbindung zu Hörgeräten ermöglicht, ist Bluetooth Low Energy (LE). Die neueste Version, Bluetooth 5.3, bietet eine stabile und energieeffiziente Verbindung. Insbesondere das ASHA-Protokoll (Audio Streaming for Hearing Aids), das in aktuellen Geräten wie dem Samsung Galaxy S23 und den neuesten Google Pixel-Modellen integriert ist, ist hier von Bedeutung. Es ermöglicht die direkte Übertragung von Audiosignalen vom Smartphone zu den Hörgeräten ohne zusätzliche Zubehörgeräte.

Vorteile des AHSA-Protokolls:
  • Geringer Energieverbrauch: Das Protokoll ermöglicht eine energieeffiziente Verbindung, wodurch die Akkulaufzeit sowohl des Smartphones als auch des Hörgeräts maximiert wird.
  • Stabile Verbindung: Bluetooth LE 5.3 bietet eine stabile Verbindung mit geringer Latenz, was besonders wichtig ist, wenn Audiosignale in Echtzeit übertragen werden.
  • Breite Unterstützung: Das Protokoll wird von vielen modernen Hörgeräten unterstützt, was eine flexible Nutzung mit verschiedenen Smartphones ermöglicht.

Was passiert, wenn das Handy kein ASHA Protokoll unterstützt?

Viele ältere Android Smartphones oder Modelle, die schon länger auf dem Markt sind und vielleicht nur noch als Restposten erhältlich sind, unterstützen das ASHA-Protokoll nicht. Dies kann für Hörgeräteträger ein erhebliches Manko darstellen, insbesondere wenn es um die direkte Übertragung von Tönen und Klängen vom Smartphone ins Hörgerät geht.

Ein Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig das ASHA-Protokoll ist: In modernen Hörgeräte-Apps wie der Signia-App können Nutzer die Lautstärke ihres Hörgeräts anpassen, die Mikrofoneinstellungen verändern und den Akkustatus abrufen. Diese Funktionen laufen problemlos, unabhängig davon, ob das ASHA-Protokoll vorhanden ist oder nicht. Probleme treten jedoch auf, wenn Töne – etwa bei einem eingehenden Anruf oder beim Musikstreaming – direkt ins Ohr übertragen werden sollen.

Ohne das ASHA-Protokoll ist es nicht möglich, den Klang eines Telefonats direkt auf beide Hörgeräte zu übertragen. Das bedeutet, dass der Nutzer den Anruf wie gewohnt nur auf einem Ohr hört, indem er das Telefon an das Ohr hält. Dies ist ein deutlicher Nachteil gegenüber der Möglichkeit, den Anruf auf beiden Ohren gleichzeitig zu hören, was eine bessere Klangqualität und ein angenehmeres Hörerlebnis bietet. Ebenso kann Musik nicht direkt in die Hörgeräte gestreamt werden, was für viele Nutzer eine wesentliche Funktion darstellt.

Daher ist es wichtig, beim Kauf eines neuen Smartphones darauf zu achten, dass es das ASHA-Protokoll unterstützt. Nur so können alle Vorteile moderner Hörgeräte voll ausgeschöpft werden. Ohne diese Technologie verpassen Nutzer wichtige Funktionen, die ihren Alltag erheblich verbessern könnten.

Sollte das ASHA Protokoll nicht vorhanden sein und Streaming wichtig für Sie sein, dann würden wir empfehlen, die Hörgeräte von Hansanton, Phonak und Unitron zu testen, weil diese das Streaming auch ohne ASHA Protokoll möglich machen.

Fazit: Beim nächsten Smartphone-Kauf sollten Hörgeräteträger sicherstellen, dass das Gerät das ASHA-Protokoll unterstützt, um die volle Funktionalität ihrer Hörgeräte nutzen zu können.

In den kommenden Jahren wird auch Auracast eine entscheidende Rolle spielen. Auracast, eine Funktion des Bluetooth 5.3 Standards, ermöglicht das Senden von Audio an mehrere Geräte gleichzeitig. Für Hörgeräteträger bedeutet dies, dass sie zum Beispiel in öffentlichen Räumen wie Kinos oder Flughäfen Audio direkt auf ihre Hörgeräte streamen können, ohne auf externe Geräte angewiesen zu sein.

iOS vs. Android: Vergleich der Hörgeräteunterstützung

iOS (iPhone):

Apple hat sich frühzeitig auf die Unterstützung von Hörgeräten spezialisiert und bietet eine breite Palette an Funktionen, die speziell für Hörgeräteträger entwickelt wurden:

  • Live-Mithören: Mit dieser Funktion kann das iPhone als Remote-Mikrofon fungieren. Das Mikrofon des iPhones nimmt die Umgebungstöne auf und überträgt sie direkt an die Hörgeräte, was besonders in geräuschvollen Umgebungen nützlich ist.
  • Integration mit Health-App: Hörgeräte können ihre Einstellungen und Nutzungsdaten direkt mit der Health-App auf dem iPhone synchronisieren. Dies hilft Benutzern und Gesundheitsexperten, die Hörgewohnheiten zu überwachen und anzupassen.
  • Siri-Kompatibilität: Hörgeräteträger können Siri verwenden, um sprachgesteuerte Aktionen durchzuführen, ohne das iPhone zu berühren.
  • Unterstützung für bidirektionale Audioübertragung: iPhones unterstützen bidirektionale Audiokommunikation, was bedeutet, dass sowohl Audio gesendet als auch empfangen werden kann, was zum Beispiel bei Telefonaten nützlich ist.
Android:

Auch Android hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte in der Unterstützung von Hörgeräten gemacht, allerdings gibt es noch Unterschiede im Vergleich zu iOS:

  • ASHA-Unterstützung: Android unterstützt das ASHA-Protokoll, was es Hörgeräteträgern ermöglicht, Audio direkt auf ihre Hörgeräte zu streamen. Diese Funktion ist jedoch nicht auf allen Android-Geräten verfügbar und variiert je nach Hersteller.
  • Sound Amplifier: Eine App, die speziell für Android entwickelt wurde, um Umgebungsgeräusche zu verstärken und an die Hörgeräte zu übertragen, ähnlich der Live-Mithören-Funktion von iOS.
  • Weniger Integration in System-Apps: Im Vergleich zu iOS fehlt Android eine tiefgreifende Integration in systemeigene Apps wie die Health-App. Dennoch bieten Hersteller wie Samsung und Google eigene Lösungen, um Hörgeräte besser zu unterstützen.
  • Auracast-Potenzial: Während Auracast noch in den Kinderschuhen steckt, könnte es Android-Nutzer in Zukunft besonders ansprechen, da Android traditionell stärker auf offene Standards setzt und wahrscheinlich eine breite Unterstützung für diese Technologie bieten wird.

Probleme mit dem TV Streamer in Kombination mit Android und ihrem Hörgerät

Ein störender Faktor bei der Konnektivität könnte sein, dass bei dem Entsperren des Smartphones bei Android-Geräten die Verbindung zum Streamer (während des TV-Schauens) unterbrochen wird. Wenn das der Fall ist, sollte in den Einstellungen des Handys geschaut werden, ob Systemeinstellungen wie das Entsperren des Handys oder das Übertragen eines Nachrichtentons ausgestellt werden können, um das Unterbrechen des TV-Streams zu vermeiden. Weniger Probleme haben wir hier mit iPhones gesehen.

Zukünftige Entwicklungen

Während iOS derzeit in der Unterstützung von Hörgeräten führend ist, hat Android bedeutende Fortschritte gemacht, insbesondere durch die Implementierung des ASHA-Protokolls und die Einführung neuer Funktionen wie dem Sound Amplifier. In den kommenden Jahren wird die Einführung von Auracast eine Schlüsselrolle spielen und könnte das Hörerlebnis für Menschen mit Hörgeräten revolutionieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl iOS als auch Android eine solide Unterstützung für Hörgeräte bieten. iPhones haben derzeit jedoch einen leichten Vorsprung in Bezug auf Integration und Benutzerfreundlichkeit, während Android mit seiner offenen Plattform und der breiteren Geräteunterstützung punktet. Für Nutzer von Hörgeräten ist es daher entscheidend, ein Smartphone zu wählen, das ihren spezifischen Bedürfnissen entspricht und die neuesten Technologien unterstützt, um das Hörerlebnis zu optimieren.

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