Die Welt der Im-Ohr-Hörgeräte: Unterschiede und Kompromisse erklärt

In einer Zeit, in der Technologie fortschreitend immer kleiner und leistungsfähiger wird, haben sich Hörgeräte weiterentwickelt, um sowohl optisch unauffällig als auch funktional zu sein. Besonders Im-Ohr-Hörgeräte (IIC – „Invisible-in-the-Canal“) stellen eine bahnbrechende Entwicklung dar, da sie nahezu unsichtbar im Ohr verschwinden, ohne auf moderne Funktionen wie drahtlose Verbindung und individuelle Anpassung zu verzichten. Dieser Blogartikel beleuchtet die Unterschiede, Herausforderungen und Vorteile dieser Hörgeräte, um Ihnen zu helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen.

1. Was sind Im-Ohr-Hörgeräte?

Im-Ohr-Hörgeräte sind kleine, maßgefertigte Geräte, die vollständig im Gehörgang getragen werden. Im Gegensatz zu den traditionellen Hinter-dem-Ohr-Geräten, die hinter dem Ohr sichtbar sind, zeichnen sich Im-Ohr-Modelle durch ihre Unauffälligkeit und kompakte Bauweise aus. Diese Geräte passen individuell zum Ohr des Trägers und sind besonders für Menschen attraktiv, die nach einer ästhetisch ansprechenden Lösung suchen.

Es gibt jedoch verschiedene Typen von Im-Ohr-Hörgeräten, die sich in Größe, Funktionen und Leistung unterscheiden. Während einige Modelle nahezu unsichtbar sind, bieten sie möglicherweise nicht alle Funktionen eines größeren, sichtbareren Geräts. Dies führt uns zum ersten wesentlichen Unterschied.

2. Der Kompromiss zwischen Größe und Funktionen

Unsichtbare Hörgeräte vs. Voll ausgestattete Geräte
Unsichtbare Im-Ohr-Hörgeräte, wie die beliebten Signia Silk-Geräte der iX-Generation, sind so klein, dass sie bei rund 80 % der Benutzer vollständig im Ohr verschwinden. Sie verfügen über einen Akku, der den ganzen Tag hält, aber ihre Funktionalität ist eingeschränkt. Diese Geräte können nicht alle fortgeschrittenen Funktionen wie Bluetooth-Streaming bieten. Stattdessen erfolgt die Steuerung über Hochfrequenzsignale, die über eine App auf Ihrem Smartphone gesendet werden. Funktionen wie Lautstärkeanpassungen und Klangbalance sind verfügbar, aber Streaming oder die Nutzung des iPhones als externes Mikrofon für Echtzeit-Hören ist nicht möglich.

Im Gegensatz dazu bieten größere Im-Ohr-Hörgeräte eine umfangreiche Ausstattung, einschließlich Bluetooth-Konnektivität und Streaming-Funktionen. Der Preis für diese Funktionalität ist jedoch, dass das Gerät sichtbar bleibt, da es mehr Platz für die Elektronik benötigt.

3. Unterschiede in der Mikrofon- und Filterleistung

Ein Mikrofon vs. mehrere Mikrofone
Viele der kleinsten Im-Ohr-Geräte verfügen lediglich über ein Mikrofon. Dies wirkt sich direkt auf die Fähigkeit des Geräts aus, die Richtung von Geräuschen zu erkennen. Ohne mehrere Mikrofone kann das Hörgerät nicht zuverlässig zwischen nützlichen Sprachsignalen und Hintergrundgeräuschen unterscheiden. Dies kann in lauten Umgebungen zu einer eingeschränkten Hörerfahrung führen.

Das Bild zeigt das 3D-Modell von einem im Ohr Hörgerät mit Akku und Bluetooth auf der linken Seite und einem deutlich kleineren im Ohr Hörgerät mit 10er-Batterie und ohne Bluetooth beim gleichen Ohr. Ein solches Bild erhalten wir typischerweise von unserem Hersteller, bevor wir Ihnen im Ohr Hörgerät anfertigen. Diese Bilder wurden uns freundlicherweise von Starkey angefertigt.

Größere Geräte hingegen sind oft mit mehreren Mikrofonen ausgestattet, was eine bessere Geräuschunterdrückung und Sprachfokussierung ermöglicht. Diese Geräte können den Schall aus verschiedenen Richtungen erfassen und durch die Software filtern, sodass Sprache klarer und Umgebungsgeräusche weniger störend wahrgenommen werden.

4. Bluetooth und Streaming-Funktionen

Bluetooth-fähige Im-Ohr-Hörgeräte
Bluetooth-fähige Im-Ohr-Hörgeräte, wie sie von Herstellern wie Starkey angeboten werden, ermöglichen es dem Benutzer, Audiosignale direkt von Smartphones oder anderen Bluetooth-Geräten an das Hörgerät zu streamen. Dabei spielt die Größe des Geräts eine entscheidende Rolle. Bei einigen Herstellern kann die Bluetooth-Antenne so klein gestaltet werden, dass sie vollständig im Ohr verschwindet. Andere Hersteller wie Phonak und Signia bieten zwar Bluetooth an, haben jedoch sichtbarere Geräte, da die Antenne größer ist oder gar außen am Hörgerät angebracht wird.

Diese Unterschiede sind nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern beeinflussen auch die Funktionalität. Während kleinere Geräte unauffälliger sind, bieten größere Geräte oft eine stabilere Bluetooth-Verbindung und mehr Optionen für Audio-Streaming.

5. Akku vs. Batterie: Welche Option ist besser?

Akkubetriebene vs. batteriebetriebene Hörgeräte
Akkubetriebene Im-Ohr-Hörgeräte sind bequem, da sie jeden Tag aufgeladen werden und der Benutzer sich keine Sorgen machen muss, Ersatzbatterien mit sich zu führen. Allerdings ist der Akku eines Hörgeräts wie bei jedem elektronischen Gerät irgendwann erschöpft und muss ersetzt werden, was in der Regel nach sechs bis sieben Jahren der Fall ist. Die Kapazität des Akkus verringert sich im Laufe der Zeit, und der Nutzer muss möglicherweise häufiger aufladen.

Batteriebetriebene Geräte hingegen haben eine längere Lebensdauer, da die Batterie einfach ausgetauscht werden kann. Der Nachteil ist, dass der Benutzer regelmäßig Batterien kaufen muss, was zu einem höheren ökologischen Fußabdruck führt.

6. Die Bedeutung der individuellen Anpassung

Die Bauform und Anpassung eines Im-Ohr-Hörgeräts ist entscheidend für dessen Komfort und Leistung. Da jedes Ohr einzigartig ist, kann die Form des Gehörgangs die Passform und die Position des Geräts beeinflussen. Ein schlecht sitzendes Hörgerät kann nicht nur unbequem sein, sondern auch die Leistung beeinträchtigen. Manche Menschen haben einen engen oder kompliziert geformten Gehörgang, was es schwieriger macht, das Gerät unauffällig zu platzieren. Andere Menschen mit größeren Ohren können möglicherweise Bluetooth-fähige Geräte tragen, die vollständig im Ohr verschwinden.

Darüber hinaus beeinflusst die Platzierung des Lautsprechers und die Verstärkung des Geräts, wie gut das Hörgerät funktioniert. Ein gut angepasster Verstärker kann dazu führen, dass ein kleines Gerät genauso effektiv ist wie ein größeres.

7. Der „Okklusionseffekt“: Warum klingt meine eigene Stimme anders?

Ein häufiges Problem bei Im-Ohr-Hörgeräten ist der sogenannte „Okklusionseffekt“, bei dem die eigene Stimme des Trägers gedämpft oder unnatürlich klingt. Dies geschieht, weil das Hörgerät den Gehörgang verschließt und dadurch die natürlichen Vibrationen des Kiefers beim Sprechen nicht wie gewohnt nach außen getragen werden. Stattdessen werden diese Vibrationen in den Kopf reflektiert, was dazu führt, dass die eigene Stimme nasaler oder dumpfer klingt.

Um diesen Effekt zu minimieren, bieten einige Hersteller spezielle Belüftungskanäle an, die in das Hörgerät eingebaut werden können. Diese Kanäle ermöglichen es, dass Schallwellen nach außen abtransportiert werden, was zu einer natürlicheren Wahrnehmung der eigenen Stimme führt. In spezialisierten Geschäften können Techniker sogar individuelle Anpassungen vornehmen, um den Effekt zu testen und zu minimieren, bevor das Gerät endgültig gefertigt wird.

8. Schlussfolgerung: Welches Im-Ohr-Hörgerät ist das richtige für Sie?

Die Wahl des richtigen Im-Ohr-Hörgeräts hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Soll es möglichst unsichtbar sein oder legen Sie Wert auf fortschrittliche Funktionen wie Bluetooth und Streaming? Möchten Sie ein batteriebetriebenes Gerät oder bevorzugen Sie die Bequemlichkeit eines Akkus? Auch die Passform und der Komfort spielen eine entscheidende Rolle, und es lohnt sich, verschiedene Modelle auszuprobieren, bevor Sie eine Entscheidung treffen.

Es ist wichtig, dass Sie sich Zeit nehmen, die verschiedenen Bauformen und Technologien zu testen. Lassen Sie sich von einem Hörgeräteakustiker beraten und nehmen Sie sich die Zeit, um die für Sie beste Lösung zu finden. So stellen Sie sicher, dass Sie nicht nur ein Hörgerät wählen, das gut klingt, sondern auch eines, das sich in Ihren Alltag optimal integriert.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am Allgemein. Setze ein Lesezeichen auf den permalink.